Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P333
DOI: 10.1055/s-2005-919367

MEP Latenzenverkürzung nach Implantation von STN Elektroden bei Parkinson-Patienten – Präkonditiernierung des Tractus corticospinalis?

U Hidding 1, T Bäumer 1, C Demiralay 1, H Siebner 1, C Buhmann 1, W Hamel 1, A Münchau 1
  • 1Hamburg, Kiel

Die tiefe Hirnstimulation (deep brain stimulation; DBS) im Nucleus subthalamicus (STN) ist eine etablierte Therapien bei fortgeschrittenem idiopathischen M. Parkinson. Ziel dieser Studie war es zu klären inwieweit die Elektroden bzw. Elektrodenkabel Latenzen und Rekrutierungsverhalten der motorisch evozierten Potentiale (MEP) nach transkranieller Magnetstimulation (TMS) verändern. Dies ist für die Interpretation von MEP Daten nach STN Elektrodenimplantation von Bedeutung.

Methoden: Es wurden acht Parkinson-Patienten (Alter Mittelwert 58 Jahre) prä- und postoperativ mit ausgeschaltetem Stimulator jeweils ohne dopaminerge Medikation untersucht. Alle Untersuchungen wurden vor und wenige Tage nach der Implantation von bilateralen STN-DBS Systemen durchführt. Klinisch wurden der URPDS und elektrophysiologisch die Ruheschwelle,(RMT), die Latenzen der MEP und die Rekrutierung der MEP bei Stimulationsintensitäten von 110% –150% der RMT untersucht.

Ergebnisse: Der URPDS, die Ruheschwellen und MEP-Rekrutierungskurven waren vor und nach Operation vergleichbar. Hingegen waren die MEP Latenzen postoperativ signifikant verkürzt (ANOVA p=0.04). Post hoc Tests (Scheffe) ergaben, dass die Latenzen bei Intensitäten von 110, 120, 130, 150% RMT postoperativ signifikant kürzer waren (um durchschnittlich 1.1 ms). Es zeigte sich ein Trend zu einem größeren Unterschied des Latenzsprungs bei niedrigeren Intensitäten

Zusammenfassung: Die Latenzverkürzung nach Anlage der STN Elektroden ist am ehesten durch die Induktion eines sehr geringen Stromflusses in den subkutan am Schädel unter der TMS Spule liegenden Elektrodenkabeln und somit STN Elektroden zu erklären. Die Tatsache, dass die MEP Rekrutierung unbeeinflusst blieb, macht es wahrscheinlich, dass der in dieser Studie gefundene Latenzsprung durch eine direkte Stimulation des kortikospinalen Traktes zustande kommt und zwar im Sinne einer geringen Aktivierung von Fasern der Pyramidenbahn, die zu einer unterschwelligen Depolarisation der spinalen Motoneurone führt. Diese ist dann verantwortlich für eine schnellere Überleitung des eigentlichen TMS-Impulses. Derartige subkortikalen Einflusse gilt es bei der Interpretation von TMS Daten dieses Patientenkollektivs zu bedenken.