Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P470
DOI: 10.1055/s-2005-919502

Brückenvenenthrombose als seltene Komplikation eines spontanen Liquorunterdrucksyndroms

M Nolden-Koch 1, F Shahshahani 1, M Fruth 1, K Papke 1, M Klein 1, F Brassel 1, W Nacimiento 1
  • 1Duisburg

Während Liquorunterdrucksyndrome nach Lumbalpunktionen eine häufige Begleiterscheinung darstellen, handelt es sich beim sog. idiopathischen Liquorunterdrucksyndrom um ein seltenes Krankheitsbild. Klinisch wegweisend sind streng lageabhängige Kopfschmerzen. Während die Ausbildung von Hygromen als mögliche Komplikation häufiger beobachtet wird, stellen Sinus- oder Hirnvenenthrombosen eine seltenere Komplikation dar, die sowohl bei der spontanen intracraniellen Hypotension als auch im Rahmen eines Liquorunterdrucksyndromes nach Lumbalpunktion auftreten kann und möglicherweise durch den verlangsamten venösen Blutfluss in dieser Konstellation begünstigt wird.

Wir berichten über eine 38-jährige Patientin, die im Anschluss an einen Zahnarztbesuch unter therapieresistenten drückenden Kopfschmerzen litt, die lediglich im Liegen vorübergehend nachließen. Die klinisch neurologische Untersuchung erbrachte einen regelrechten Befund. In den bildgebenden Verfahren (craniales MRT und CT) stellte sich eine isolierte Brückenvenenthrombose (V. präzentralis bds.) ohne konsekutive Hirnparenchymveränderungen dar, wodurch die Kopfschmerzen jedoch nicht hinreichend erklärt werden konnten. Vielmehr führten die anamnestischen Angaben der streng lageabhängigen Kopfschmerzen zur Diagnose des idiopathischen Liquorunterdrucksyndroms; passend hierzu fand sich im Schädel-MRT ein ausgedehntes leptomeningeales Enhancement. Im Hinblick auf den Entstehungsmechanismus der umschriebenen Brückenvenenthrombose war eine PTT wirksame Heparinisierung wegen der Gefahr der subduralen Blutung nicht indiziert, zumal die umfangreiche Gerinnungsdiagnostik keinen Hinweis für eine Hyperkoagulopathie ergab. Mittels MR-Myelographie (mit intrathekalem Gadolineum) konnte ein Duraleck im Bereich einer Wurzeltaschenzyste Th 12 rechts nachgewiesen werden, welches neurochirugisch verschlossen wurde, unmittelbar anschließend sistierten die Kopfschmerzen. Wenige Tage später stellten sich in der CT-Venographie die vormals verschlossenen Brückenvenen wieder durchströmt dar.

Bei der seltenen Konstellation einer Sinus- bzw. Hirnvenenthrombose im Rahmen einer spontanen intracraniellen Hypotension lässt sich der Zusammenhang nur durch sorgfältige Anamneseerhebung erfassen und durch MRT (meningeales Enhancement) bestätigen. In solchen Fällen sollte das spinale Duraleck möglichst behoben (operativ oder durch Blut-Patch) und die Indikation zur Antikoagulation kritisch abgewogen werden.