Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P481
DOI: 10.1055/s-2005-919513

Herzklappenveränderungen bei Parkinsonpatienten

I Reuter 1, D Sandmann 1, M Oechsner 1, M Kaps 1
  • 1Gießen, Bad Nauheim

Hintergrund: Herzklappenveränderungen wurden bei Parkinsonpatienten nach Behandlung mit Pergolide berichtet. Van Camp et al. fanden bei 19% der Patienten, die mit Pergolide behandelt wurden signifikante Herzklappenschädigungen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Häufigkeit von Herzklappenveränderungen bei unseren Patienten zu erheben und zu untersuchen, ob ein Zusammenhang mit der Behandlung mit Pergolide besteht.

Methodik: 50 Patienten mit M. Parkinson (UK Brain Bank Criteria) (29 Männer, 21 Frauen, Alter: 64 Jahre, Hoehn&Yahr: Stadium 2–4) wurden mittels Echokardiographie untersucht. Zur Beurteilung der Herzklappen wurde ein semiquantitativer Score verwandt, wobei Grad 1 eine milde und Grad 3 eine schwere Insuffizienz oder Stenose der Klappe darstellte.

Ergebnisse: 31/50 Patienten zeigten veränderte Herzklappen, davon lag bei 13 Patienten eine Herzklappenveränderung 2. und 3. Grades vor (Aortenklappeninsuffizienz=8x, Aortenklappenstenose=2x, Mitralklappeninsuffizienz=7x, Trikuspidalklappeninsuffizienz=3x). 8 Patienten litten unter Veränderungen mehrerer Herzklappen. 12d. 13 Pat. waren mit Hochdosis Pergolide (>5mg/Tag) behandelt worden. Insgesamt hatten 30/50 Patienten Pergolide erhalten, davon zeigten vier Patienten keine Herzklappenveränderungen, die anderen Patienten leichtgradige Klappenveränderungen. 7/50 Patienten hatten niemals Ergot-Dopaminagonisten erhalten, keiner dieser Patienten hatte Abnormalitäten der Herzklappen. Es bestand eine enge Korrelation zwischen Behandlung mit Pergolide und Herzklappenveränderungen (r=0,478; p<0,001). Hochdosisbehandlung war sehr hoch mit Herzklappenveränderungen korreliert (r=0,94; p<0,001). Der systolische pulmonale Druck war zwar nicht immer messbar, war aber bei Patienten, die Pergolide Hochdosistherapie erhalten hatten, deutlich höher.

Diskussion: Es lag ein relativ hoher Prozentsatz an Herzklappenveränderungen vor, insbesondere die Rate schwerwiegender Herzklappenveränderungen lag mit 26% höher als in epidemiologischen Studien (11%)berichtet. Die enge Korrelation von Herzklappenveränderungen und Pergolide Behandlung legt nahe keine Hochdosisbehandlung mit Pergolide durchzuführen und Patienten, die mit Pergolide behandelt werden und motorisch deutlich von der Therapie profitieren, engmaschig kardiologisch zu überwachen. Nach unseren Ergebnissen kann nicht empfohlen werden Pergolide zur Neueinstellung von Patienten auszuwählen, hier sind die Nicht-Ergot-Dopaminagonisten eher empfehlenswert.