Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P637
DOI: 10.1055/s-2005-919668

Prognosevariablen einer „Intensivierten Schmerztherapie in der Neurorehabilitation (IST)“

C Berwanger 1
  • 1Bad Zwesten

Fragestellung: Ziel der Untersuchung war es, das Ausmaß von Depressivität, Beeinträchtigung und Chronifizierung als Prognosevariablen für den Erfolg einer stationären neurologischen Rehabilitationsmaßnahme bei Patienten mit chronischen Schmerzsyndromen zu identifizieren.

Methodik: Nach Aktenlage wurden jeweils 10 Patienten identifiziert und durchliefen als Gruppe ein 5-wöchiges stationäres Rehabilitationskonzept (IST), welches obligatisch psychoedukative Schmerzbewältigung, Motologie, Entspannungsverfahren, reflextherapeutische Verfahren, Genußtherapie sowie eine Interaktionelle themenzentrierte Gruppenpsychotherapie beinhaltete.

Bei Aufnahme (t1) wurden Depressivität (ADS), Beeinträchtigung (PDI) und Chronifizierung (Mainzer Stadienmodell) als mögliche Prognosevariablen erhoben. Zusätzlich machten die Patienten Angaben zu Schmerzempfindung (SES), Schmerzstärke (NAS), Krankheitskonzept und sozialmedizinischem Status. 6 Monate nach Entlassung (t2) wurde neben ADS, PDI und SES der subjektive Therapieerfolg (FSET) abgefragt.

Ergebnisse: Von 97 Rehabilitanden, die das IST-Konzept in 12 Monaten durchliefen, konnten 81 katamnestisch erfasst werden. 67% bewerteten den Rehabilitationserfolg als gut bis sehr gut. Zwischen t1 und t2 reduzierte sich die Beeinträchtigung signifikant, nicht jedoch Schmerzempfindung und Depressivität. Mittels multipler Regressionsanalyse wurde festgestellt, dass Chronifizierung und Depressivität einen signifikanten Erklärungsbeitrag für den subjektiven Therapieerfolg lieferten, nicht jedoch die Beeinträchtigung.

Schlussfolgerung aus sozialmedizinischer Sicht: Rehabilitation muss früh im Krankheitsverlauf und in niedrigen Chronifizierungsstadien einsetzen. Eine begleitende Depression ist konsequent zu behandeln.