Z Orthop Ihre Grenzgeb 2005; 143(5): 498-503
DOI: 10.1055/s-2005-919767
Orthopädie aktuell

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapie der chronischen Epicondylopathia humeri radialis mit Botulinumtoxin A - eine doppelblinde, plazebokontrollierte und randomisierte Multicenterstudie

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. November 2005 (online)

 

Die erstmals 1873 von Runge beschriebene Epicondylopathia humeri radialis (Tennisellbogen) stellt mit einer Inzidenz von 4-5 promille die häufigste Myotendinose dar. Sie ist in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt (BK Nr. 2101). Gleichförmige, schnell hintereinander ausgeführte Bewegungen werden für das Krankheitsbild verantwortlich gemacht, z. B. bei Montiererinnen, Schreibkräften, Maurern, Packern, Transportarbeitern und Tischlern. Auch wenn es sich um eine vergleichsweise harmlose Erkrankung handelt, besteht beim chronisch Betroffenen ein erheblicher Leidensdruck. Der durch wochen- bis monatelange Arbeitsunfähigkeit hervorgerufene volkswirtschaftliche Schaden ist erheblich.

Ätiologisch liegt eine chronische Überbeanspruchung der Unterarmstrecker vor, die mit ödematöser Verquellung und einer Degeneration im epikondylären Ursprungsbereich einhergeht [5,6]. In der Biopsie zeigt sich eine vaskuläre Hyperplasie mit ungeordnetem Kollagen und dichter Fibroblastenpopulation.

Nach neueren Untersuchungen handele es sich um einen nichtentzündlichen Prozess, bei dem eine mechanisch bedingte Freisetzung von Substanz P und Calzitonin-Gen assoziiertem Peptid zu einer erhöhten Kapillarpermeabilität mit lokalem Ödem führe.

Röntgen-Nativaufnahmen liefern ein uncharakteristisches Bild und dienen lediglich dem Ausschluss von Differenzialdiagnosen. In der Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt sich hingegen typischerweise ein Ödem und eine Kontrastmittelanreicherung im betroffenen Bereich (Abb. [1]).

Abb. 1: MRT-Bilder mit dem typischem Befund eines Ödems (flüssigkeitssensitive Spin-Echo-Sequenz) bzw. einer Kontrastmittelanreicherung (T1-Wichtung mit Fettsättigung; nach Gabe von Gadolinium) im Bereich des Ursprungs der Muskulatur am Epikondylus (Pfeile).

Die Therapie beinhaltet an konservativen Maßnahmen ein breites Spektrum physikalischer Therapie, spezielle Bandagen, die mehrwöchige Immobilisation im Gips und lokale Steroidinjektionen. In den letzten Jahren sind auch Berichte über die Besserung der Beschwerden durch extrakorporelle Stoßwellen (ESWT) erschienen. Bei Versagen der konservativen Therapie besteht die Möglichkeit des operativen Release der Handgelenksextensoren am Epikondylus und gegebenenfalls die zusätzliche Ausschaltung von Ästen des Nervus radialis (Denervation nach Wilhelm).