Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P5
DOI: 10.1055/s-2005-920692

Wirksamkeit stationärer onkologischer Rehabilitationsmaßnahmen

C Bergelt 1, C Lehmann 1, H Welk 1, U Koch 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Psychologie

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Die Rehabilitation spielt im Verlauf einer Krebserkrankung vor allem im Hinblick auf die Behandlung und Linderung von Krankheitsfolgen und Funktionsstörungen aber auch in Bezug auf eine erfolgreiche Krankheitsbewältigung eine wichtige Rolle. Im Rahmen einer multizentrischen Studie zu Krebsrehabilitation und Partnerschaft wurde auch die Wirksamkeit der Rehabilitationsmaßnahmen evaluiert. Material und Methoden: Gefragt wurden 633 Patienten unterschiedlicher Krebsdiagnosen: Reha-Inanspruchnehmer, die entweder vom Partner begleitet (n=212) oder alleine in der Rehabilitation waren (n=318), Nicht-Inanspruchnehmer (n=103). Inanspruchnehmer wurden zu Beginn (T1) und am Ende der Reha-Maßnahme (T2) befragt, Nicht-Inanspruchnehmer am Ende der Primärbehandlung (T1) sowie 3–4 Wochen danach (T2). Als Outcome-Parameter wurden Lebensqualität (gemessen mit SF-36), Angst und Depressivität (HADS) und Krankheitsverarbeitung (FKV) herangezogen. Ergebnisse: Nicht-Inanspruchnehmer sind zum ersten Messzeitpunkt im Hinblick auf psychische Lebensqualität, Angst und Depressivität signifikant geringer belastet als Inanspruchnehmer. Unabhängig von der Inanspruchnahme einer Rehabilitation verbessert sich die körperliche und psychische Lebensqualität aller Patienten signifikant. Im Bereich Angst und Depressivität finden sich nur bei den Inanspruchnehmern Verbesserungen zum Ende der Rehabilitation, die jedoch statistisch nicht signifikant sind. Zu T2 sind die Bewältigungsstile „aktives Coping“ und „Ablenkung und Selbstaufbau“ bei Inanspruchnehmern signifikant stärker ausgeprägt als zu T1, während sie bei Nicht-Inanspruchnehmern zu T2 weniger stark ausgeprägt sind als zu T1. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die Ergebnisse weisen auf die Wirksamkeit der onkologischen Rehabilitationsmaßnahmen in Bezug auf psychische Parameter hin. Die geringere Ausgangsbelastung der Nicht-Inanspruchnehmer kann als Ergebnis eines gelungenen (Selbst-)Selektionsprozesses gewertet werden.