Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P6
DOI: 10.1055/s-2005-920693

SULEIKA – Soziale Merkmale und Leistungszahlen in der Kardiologie

M Brause 1, B Badura 1, H Mannebach 2
  • 1Fak. f. Gesundheitswissenschaften
  • 2ehem. Herz- und Diabeteszentrum NRW

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Deutschland nimmt mit den enorm angestiegenen Leistungszahlen an invasiven kardiologischen Prozeduren im europäischen Vergleich eine Spitzenposition ein. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird derzeit eine mögliche Überversorgung diskutiert. Im Forschungsprojekt SULEIKA wurde überprüft, ob soziale Merkmale der PatientInnen und/oder Strukturmerkmale der Leistungsanbieter Einfluss auf die Angemessenheit der Indikation und damit auf die Bedarfsgerechtigkeit dieser Leistungen haben. Material und Methoden: Die Studie wurde als multizentrische Querschnittserhebung durchgeführt. Jeder Leistungsanbieter sollte eine nach dem jährlichen Leistungsvolumen gestaffelte Zahl von PatientInnen für die SULEIKA-Studie rekrutieren. Es nahmen 119 Einrichtungen (28,2%) teil. Diese weichen in der Verteilung der wichtigsten Strukturmerkmale nicht signifikant von der Grundgesamtheit ab. Insgesamt liegen für 812 Datensätze zu Strukturmerkmalen sowie zu medizinischen und sozialen Merkmalen vor. Ergebnisse: Es wurden rund 77% der diagnostischen Herzkatheter und Interventionen anhand eigens entwickelter Algorithmen als „angemessen“ klassifiziert. Soziale und institutionelle Einflüsse sind bei nur invasiver Diagnostik nachweisbar. So finden sich z.B. bei älteren PatientInnen signifikant mehr angemessene Indikationen zur Koronarangiographie als bei jüngeren; in den Praxen zeigt sich eine deutlich geringere Rate an nicht indizierten Leistungen als in den übrigen Einrichtungsarten. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die gefundenen Unterschiede lassen sich zum Teil durch die Prävalenz der koronaren Herzkrankheit in unterschiedlichen Altersgruppen und die Stellung der Einrichtungen in der Versorgungskette erklären. Es wurden weder geschlechts- noch schichtspezifische Einflüsse gefunden. Diskussionswürdig bleibt, ob diese Ergebnisse auf eine geschlechter- und sozialgerechte Versorgung zurück zu führen sind oder ob eine Selektion beim Zugang zu einem Herzkatheterlabor stattfindet.