Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P8
DOI: 10.1055/s-2005-920695

Einfluss einer psychotherapeutischen Behandlung auf die erhöhte medizinische Inanspruchnahme am Beispiel von High Utilizern mit der Diagnose Morbus Crohn

F Burgdorf 1, HC Deter 2
  • 1Klinik am See, Rüdersdorf
  • 2Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie, Campus Benjamin-Franklin, Charité-Universitätsmedizin Berlin

Ziel: Analyse des Zusammenhangs zwischen der Versorgung mit psychotherapeutischen Leistungen und der medizinischen Inanspruchnahme anhand der Vielnutzer mit der Diagnose Morbus Crohn. Material und Methoden: Datenanalyse mittels U- Test nach Mann und Whitney von randomisierten 87 Patienten, welche zwischen 1989 und 1991 im Rahmen einer multizentrischen, prospektiven Studie behandelt wurden. Die Inanspruchnahme wurde anhand von Arbeitsunfähigkeits- und Krankenhaustagen operationalisiert. Als Vielnutzer wurden diejenigen definiert, deren stationäre Verweildauer in Tagen innerhalb von 2 Jahren oberhalb der 50. Perzentile bezogen auf das gesamte Untersuchungskollektiv lag. Alle Patienten erhielten eine standarisierte internistische Behandlung. Repräsentativität und Reliabilität ist bezogen auf die Altersklasse der 16–55jährigen sowie auf Krankheitsverläufe ohne Darmresektionen bzw. Stomaanlage innerhalb der letzten zwei Jahre vor Studienbeginn gegeben (Einschlusskriterien). Ergebnisse: Anders als bei dem Patientenkollektiv ohne psychotherapeutische Maßnahmen wurde in der Behandlungsgruppe ein signifikanter Rückgang der stationären Verweildauern von durchschnittlich 24,2 auf 5,7 KH-Tage um 76,4% und ein Rückgang der Arbeitsunfähigkeitstage von 67,9 auf 57,8 AU-Tage um 14,9% jährlich nachgewiesen. Diskussion: Psychosoziale Faktoren sind wichtige Prädiktoren medizinischer Inanspruchnahme. Eine Berücksichtigung dieser Charakteristika sowie impliziter Bedürfnisse ist ein wichtiger Schritt in der Ausrichtung auf eine bedarfsgerechte und kostengünstige Gesundheitsversorgung. Sie würde nicht nur die individuelle Lebensqualität verbessern, sondern zusätzlich die medizinische Inanspruchnahme reduzieren. Fazit: sprechende Medizin, Selbstmanagementkurse und psychosomatische Grundversorgung, Patienteninitiativen, Selbsthilfegruppen