Ziel: Analyse des Zusammenhangs zwischen der Versorgung mit psychotherapeutischen Leistungen
und der medizinischen Inanspruchnahme anhand der Vielnutzer mit der Diagnose Morbus
Crohn. Material und Methoden: Datenanalyse mittels U- Test nach Mann und Whitney von randomisierten 87 Patienten,
welche zwischen 1989 und 1991 im Rahmen einer multizentrischen, prospektiven Studie
behandelt wurden. Die Inanspruchnahme wurde anhand von Arbeitsunfähigkeits- und Krankenhaustagen
operationalisiert. Als Vielnutzer wurden diejenigen definiert, deren stationäre Verweildauer
in Tagen innerhalb von 2 Jahren oberhalb der 50. Perzentile bezogen auf das gesamte
Untersuchungskollektiv lag. Alle Patienten erhielten eine standarisierte internistische
Behandlung. Repräsentativität und Reliabilität ist bezogen auf die Altersklasse der
16–55jährigen sowie auf Krankheitsverläufe ohne Darmresektionen bzw. Stomaanlage innerhalb
der letzten zwei Jahre vor Studienbeginn gegeben (Einschlusskriterien). Ergebnisse: Anders als bei dem Patientenkollektiv ohne psychotherapeutische Maßnahmen wurde in
der Behandlungsgruppe ein signifikanter Rückgang der stationären Verweildauern von
durchschnittlich 24,2 auf 5,7 KH-Tage um 76,4% und ein Rückgang der Arbeitsunfähigkeitstage
von 67,9 auf 57,8 AU-Tage um 14,9% jährlich nachgewiesen. Diskussion: Psychosoziale Faktoren sind wichtige Prädiktoren medizinischer Inanspruchnahme. Eine
Berücksichtigung dieser Charakteristika sowie impliziter Bedürfnisse ist ein wichtiger
Schritt in der Ausrichtung auf eine bedarfsgerechte und kostengünstige Gesundheitsversorgung.
Sie würde nicht nur die individuelle Lebensqualität verbessern, sondern zusätzlich
die medizinische Inanspruchnahme reduzieren. Fazit: sprechende Medizin, Selbstmanagementkurse und psychosomatische Grundversorgung, Patienteninitiativen,
Selbsthilfegruppen