Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Beim Ruf nach mehr Patientenorientierung im Gesundheitswesen steht typischerweise das Bild vom „mündigen Patienten“ im Raum, der eigenverantwortlich handeln soll. Diese Vorstellung eines partnerschaftlicheren Umgangs mit Patienten im Gesundheitssystem ist verknüpft mit Zielsetzungen vermehrter Partizipation, aber auch mit dem Streben nach einer effizienteren Versorgung. Das geplante Forschungsprojekt untersucht Auswirkungen gesundheitspolitischer Diskurse für die Arzt-Patient-Kommunikation. In welcher Weise greifen einzelne Gesprächskonzepte (z.B. das Konzept des Shared Decision Making) diese Themen auf? Welche Idealbilder von „Arzt“ und „Patient“ werden konstruiert? Material und Methoden: Mit der Methode der wissenssoziologischen Diskursanalyse werden Konzepte für die Arzt-Patient-Kommunikation daraufhin untersucht, welche Bilder des „angemessen“ kommunizierenden Arztes und „mündigen“ Patienten darin hergestellt werden. In die Analyse werden aktuelle praxisorientierte Leitfäden für das Arzt-Patient-Gespräch einbezogen. Erwartete Ergebnisse: Geplant ist, einen Überblick über Konzepte der Arzt-Patient-Kommunikation zu geben und diese in die gesundheitspolitische Diskussion um den „mündigen“ Patienten einzuordnen. Dabei soll herausgearbeitet werden, welche Einflüsse diese Konzepte prägen, d.h. inwiefern diese Gesprächskonzepte beispielsweise durch Ideen von Partizipation oder neoliberale Ansätze der Effizienzsteigerung beeinflusst sind. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die Analyse von Konzepten der Arzt-Patient-Kommunikation bezüglich ihrer Sensitivität gegenüber gesundheits- und gesellschaftspolitischen Themen ermöglicht einen reflexiven Umgang mit diesen Konzepten. Anhand der Ergebnisse können Gestaltungsmöglichkeiten für zukünftige Konzepte des Arzt-Patient-Gesprächs erörtert werden.