Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Chronisch kranke Patienten müssen mitunter komplexe Medikamentenregime einhalten,
um eine Krankheitsprogression zu verzögern und ihre Lebensqualität zu erhalten bzw.
wieder zu erlangen. Das medikamentöse Selbstmanagement der Patienten im Alltag spielt
dabei eine tragende Rolle, um eigenverantwortlich mit der Krankheit umgehen und sie
besser bewältigen zu können. Im Gegensatz zur internationalen Versorgungsforschung
existiert diesbezüglich hierzulande kaum empirisches Wissen, insbesondere, was das
Selbstmanagementverhalten im Zeitverlauf betrifft sowie die Patientensicht zu Problemen,
die die Bewältigung komplexer Medikamentenregime aufwirft. Vielmehr zeigt sich, dass
die hiesige Gesundheitsversorgung – ausgerichtet auf akute, kurzfristige Therapiekonzepte
– kaum den Bedürfnissen chronisch Kranker gerecht zu werden vermag. Material und Methoden: Daher ist ein umfassenderes Verständnis des Selbstmanagements von Medikamentenregimen
bei chronischer Krankheit notwendig, um mit innovativen und effektiven Versorgungskonzepten
auf Problemlagen und Bedürfnisse der Betroffenen eingehen zu können. Die im Mai 2004
begonnene Studie, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung*, zielt
auf diese Lücke. Ziel ist, herauszufinden, a) wie chronisch kranke Patienten ihr Medikamentenregime
bewältigen und b) welche Probleme bzw. Herausforderungen sich ihnen im Alltag stellen.
Aufbauend auf den Studienergebnissen wird ein Interventionskonzept entwickelt und
erprobt. Mit einem qualitativen Design wird die Sichtweise von 24 chronisch Kranken
(16 kardiologische und 8 HIV/AIDS-Patienten) sowie von 24 Experten (je acht niedergelassene
Ärzte, Apotheker und ambulant Pflegende) erhoben. Die Datenerhebung erfolgt mit leitfaden-gestützten
Interviews, die in der Patientengruppe durch Folgeinterviews nach 5 bzw. 10 Monaten
ergänzt werden. Ergebnisse: Erste Erhebungsergebnisse weisen darauf hin, dass Symptomwahrnehmung, individuelle
Einnahmerituale und soziale Unterstützung wesentliche Aspekte des täglichen Selbstmanagements
von Medikamentenregimen sind. Außerdem zeigt sich, dass – von der Pflege abgesehen
– auf Seiten der professionellen Akteure wenig Kenntnis über individuelle Alltagsprobleme
im Medikamentenselbstmanagement der chronisch Kranken existiert. *) Das Projekt ist
eingebunden in den Pflegeforschungsverbund NRW „Patientenorientierte Pflegekonzepte
zur Bewältigung chronischer Krankheit“, der vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung gefördert wird.