Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P33
DOI: 10.1055/s-2005-920721

Körperliche Beschwerden und Lebensqualität von älteren Multiple-Sklerose-Patienten

J Klewer 1, D Pöhlau 2, M Wirtz 3, J Kugler 4
  • 1FB Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Westsächsische Hochschule Zwickau FH
  • 2Kamillus Hospital, Asbach
  • 3Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft NRW
  • 4Public Health, TU Dresden

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten nicht-traumatischen neurologischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems im Erwachsenenalter. Aufgrund verbesserter Therapieverfahren ist die Lebenserwartung von MS-Patienten kontinuierlich angestiegen. Dies führt dazu, dass die Anzahl älterer MS-Patienten zunimmt, eine Patientengruppe, über die bislang nur wenige Erkenntnisse vorliegen. Material und Methoden: In Zusammenarbeit mit der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) wurde eine repräsentative Stichprobe von 4012 MS-Patienten rekrutiert. Diese Patienten wurden gebeten, einen standardisierten Fragebogen zu demographischen Daten, Beschwerden, Therapie, krankheitsbedingten Aufwendungen und zur subjektiven Lebensqualität (SF-36) zu bearbeiten. Insgesamt 391 dieser MS Patienten war 65 Jahre alt bzw. älter (Durchschnittsalter: 70,4 Jahre, Frauenanteil: 65%). Ergebnisse: Die untersuchten älteren MS-Patienten litten vornehmlich an einem chronisch progressiven Verlauf der MS und berichteten über zahlreiche körperliche Beeinträchtigungen, v.a. Einschränkungen der Mobilität und gestörte Blasenfunktion. Störungen des Sprechvermögens wurden selten geäußert. Die Behandlung erfolgte primär von niedergelassenen Neurologen und Allgemeinmedizinern. Über 61% der älteren MS-Patienten gaben an, krankheitsbedingte Aufwendungen von monatlich 50–500€ zu haben. Die subjektive Lebensqualität war in allen Dimensionen des SF-36 reduziert, v.a. in körperlicher Funktion und Rolle. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass bei älteren MS-Patienten der chronisch progressive MS-Verlauf dominiert und diese MS-Patienten an einer Einschränkung ihrer Mobilität leiden. Da es sich bei den älteren MS-Patienten um eine „neue“ Patientengruppe handelt, bedürfen sie einer erhöhten Aufmerksamkeit aller am Behandlungsprozess beteiligten. Dies sollte v.a. vor dem Hintergrund der Stärkung der Eigenständigkeit und Vermeidung von Pflegebedürftigkeit erfolgen, um die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen und Behandlungskosten zu senken.