Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P34
DOI: 10.1055/s-2005-920722

Kosten der Schlaganfallversorgung: Ergebnisse einer prospektiven, bevölkerungs-basierten Studie: dem Erlanger Schlaganfall-Register

P Kolominsky-Rabas 1, P Heuschmann 2, J Caro 3, A Ward 4
  • 1Forschungsunit Schlaganfall, Interdisziplinäres Zentrum für Public Health der Universität Erlangen-Nürnberg
  • 2Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Universität Münster
  • 3Division of Internal Medicine, McGill University, Montreal, Quebec, Canada
  • 4Caro Research Institute, Concord, MA, USA, für das BMBF-Kompetenznetz Schlaganfall

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Jedes Jahr ereignen sich nach bevölkerungs-basierten Hochrechnungen rund 190.000 Schlaganfälle in Deutschland, rund 800.000 Überlebende nach Schlaganfall müssen jährlich versorgt werden. Trotz dieser enormen gesundheitsökonomischen Bedeutung existieren bislang für Deutschland keine Kostenabschätzungen im Rahmen von Bevölkerungsstudien. Material und Methoden: Die Patienten wurden im Rahmen des Erlanger Schlaganfall Registers rekrutiert. Das Erlanger Schlaganfall Register ist das erste und einzige epidemiologische Schlaganfallregister in Deutschland. Die Schlaganfall-Patienten innerhalb der Gesamtpopulation der Stadt Erlangen (105.000) werden in kontinuierlichen Abständen über einen Gesamtzeitraum bis zu 10 Jahren nachbeobachtet. Untersucht wurden Versorgungskosten 3 Monate nach Schlaganfall. Ergebnisse: 491 Patienten mit erstmaligen Schlaganfall wurden analysiert (55% weiblich, Alter: 71 Jahre [25–97]). 3 Monate nach Ereignis waren 379 Patienten am Leben und konnten hinsichtlich ihrer Versorgung evaluiert werden. Die kumulativen Durchschnittskosten über 3 Monate betrugen 15.540 EUR pro Patient. Patienten, die nach der Akutbehandlung zuhause versorgt wurden, kosteten 15.547 EUR; für Patienten, die in Pflegeeinrichtungen betreut werden mussten, betrugen die Durchschnittskosten 25.051 EUR. Nach Schweregrad (BI) kostete die Versorgung (BI 60–90) zuhause 19.350 EUR, institutionalisiert 28.121 EUR. Schlussfolgerungen und Diskussion: Erstmalig werden für Deutschland die Kosten der Schlaganfallversorgung im Rahmen einer prospektiven, bevökerungs-basierten Studie dargestellt. Innerhalb der Schweregradkategorie zeigten sich extreme Kostenunterschiede bei institutionalisierten und häuslich versorgten Patienten. Die Ergebnisse sprechen für einen stärkeren Ausbau der Betreuung im häuslichen Bereich. Dadurch könnten nicht nur erhebliche Einsparungen erzielt, sondern auch die Lebensqualität der Schlaganfallüberlebenden erhöht werden.