Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P46
DOI: 10.1055/s-2005-920734

Versorgungsverläufe chronisch kranker älterer Menschen – eine patientenorientierte Analyse zur bedarfsgerechten und wirtschaftlichen Steuerung des Versorgungsgeschehens

J Nordheim 1, A Maaz 1, A Kuhlmey 1, M Winter 1, C Carl 1, W Hofmann 1
  • 1Inst. f. Medizinische Soziologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Die Versorgung der wachsenden Gruppe älterer chronisch Kranker ist eine zentrale Zukunftsherausforderung, v.a. aufgrund der Komplexität chronischer Leiden im Alter und meist langer, kostenintensiver Versorgungsverläufe. Angesichts begrenzter finanzieller / personeller Ressourcen kommt es mehr denn je darauf an, einen tragfähigen Konsens zwischen den teils unterschiedlichen Interessenlagen von Betroffenen, Kostenträgern und Leistungserbringern herzustellen. Material und Methoden: Die Leistungsdaten >60jähriger Versicherter der Deutschen BKK (Jahr 2000) wurden einer Sekundäranalyse unterzogen. Mittels 5 Kriterien (Basis: Leistungsbereiche Arzneimittel, Krankenhaus, Pflege SGB XI, Erstattungen) wurden chronisch Kranke identifiziert und anschließend Versorgungsverläufe über 3 Jahre für altersepidemiologisch relevante Erkrankungen rekonstruiert. Ergebnisse: Ca. 80% der Älteren erfüllten ein oder mehrere Kriterien. Es ergaben sich unterschiedlich große Gruppen von Chronikern: Die regelmäßige Verordnung eines Medikamentes (zur Behandlung chronischer Krankheit) trifft auf fast alle zu (93%). Wegen dieser hohen Medikalisierung in der älteren Bevölkerung ist das Kriterium wenig geeignet, spezifische Subgruppen zu identifizieren. Mehr als jeder 3. Versicherte kann aufgrund von Krankenhausbehandlung als Chroniker bezeichnet werden. 13,5% sind finanziell durch die Behandlung chronischer Krankheit so belastet, dass sie unter die alte Härtefallregelung fallen. Bei fast ebenso vielen führt die Schwere der Erkrankung zur Pflegebedürftigkeit. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die Analyse der Versorgungsdaten ermöglicht es, über Merkmalsausprägungen wie Kosten, Kontakthäufigkeiten, beanspruchte Leistungen usw. die Versorgung differenziert zu beschreiben und Zusammenhänge zu personenbezogenen Indikatoren herzustellen. Auf Basis der Ergebnisse der noch laufenden Studie sollen u.a. versichertenbezogene Interventionsmöglichkeiten entwickelt werden.