Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P64
DOI: 10.1055/s-2005-920752

Schädel-Hirn-Trauma: Epidemiologie, Versorgungsverläufe und Patientenbewertung

P Wenzlaff 1
  • 1Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen, Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsen

Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Die medizinische Versorgung von Schädel-Hirn-Verletzungen (SHT) hat in Deutschland ein hohes Niveau erreicht. Jedoch fehlen exakte und detaillierte Daten zur Epidemiologie, zu den Versorgungsverläufen bis hin zur Rehabilitation, zur langfristigen Morbidität, zum Status der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung sowie zu den Kosten. Für zwei definierte Studienregionen wurde daher eine Vollerhebung aller SHT-Fälle innerhalb eines Jahres vorgenommen, um eine Zustandsbeschreibung der Versorgung von Patienten mit einem SHT durch verschiedenen Einrichtungen zu erhalten. Die Kernfragen waren die SHT-Inzidenz, die Ursachen für die Traumen, die Verletzungsschweregrade, die vorhandenen und genutzten Versorgungsstrukturen, die Versorgungsprozessen, die Versorgungsergebnisse, eine ökonomische Bewertung, die Evaluation der SHT-Versorgungsqualität und die Identifikation von Verbesserungspotentialen. Material und Methoden: Die beiden Projektregionen sind Hannover Stadt und Landkreis und Münster Stadt mit angrenzender Versorgungsfläche. In beiden Modellregionen ist die höchste Versorgungsebene, eine universitäre Einrichtung, im Zentrum lokalisiert. Alle SHT-Fälle wurden komplett dokumentiert und die Patienten ein Jahr nach dem Unfall standardisiert bzgl. ihres Status befragt. Ergebnisse: 6.783 SHT-Fälle ergaben einen Erfassungsgrad von ca. 97% (Inzidenz 321:100000). Die Rücklaufquote der Nachbefragung lag bei nahezu 70%. Die kompletten Versorgungsverläufe von ~91% leichten, 4% mittleren und ~5% schweren SHT ergaben fundierte Aussagen u.a. zum Alter, Unfallmechanismen, zur Qualität der einrichtungsübergreifenden Versorgung (z.B. Frührehabilitation) und zur Lebensqualität der Patienten. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die erfolgreiche Vollerhebung liefert umfangreiches Datenmaterial zur Bewertung der Versorgungsqualität, zur Epidemiologie und zur Patientenbewertung, lässt sich derzeit aber nicht als Routinedokumentation implementieren.