Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Die medizinische Versorgung von Schädel-Hirn-Verletzungen (SHT) hat in Deutschland
ein hohes Niveau erreicht. Jedoch fehlen exakte und detaillierte Daten zur Epidemiologie,
zu den Versorgungsverläufen bis hin zur Rehabilitation, zur langfristigen Morbidität,
zum Status der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung sowie zu den Kosten. Für
zwei definierte Studienregionen wurde daher eine Vollerhebung aller SHT-Fälle innerhalb
eines Jahres vorgenommen, um eine Zustandsbeschreibung der Versorgung von Patienten
mit einem SHT durch verschiedenen Einrichtungen zu erhalten. Die Kernfragen waren
die SHT-Inzidenz, die Ursachen für die Traumen, die Verletzungsschweregrade, die vorhandenen
und genutzten Versorgungsstrukturen, die Versorgungsprozessen, die Versorgungsergebnisse,
eine ökonomische Bewertung, die Evaluation der SHT-Versorgungsqualität und die Identifikation
von Verbesserungspotentialen. Material und Methoden: Die beiden Projektregionen sind Hannover Stadt und Landkreis und Münster Stadt mit
angrenzender Versorgungsfläche. In beiden Modellregionen ist die höchste Versorgungsebene,
eine universitäre Einrichtung, im Zentrum lokalisiert. Alle SHT-Fälle wurden komplett
dokumentiert und die Patienten ein Jahr nach dem Unfall standardisiert bzgl. ihres
Status befragt. Ergebnisse: 6.783 SHT-Fälle ergaben einen Erfassungsgrad von ca. 97% (Inzidenz 321:100000). Die
Rücklaufquote der Nachbefragung lag bei nahezu 70%. Die kompletten Versorgungsverläufe
von ~91% leichten, 4% mittleren und ~5% schweren SHT ergaben fundierte Aussagen u.a.
zum Alter, Unfallmechanismen, zur Qualität der einrichtungsübergreifenden Versorgung
(z.B. Frührehabilitation) und zur Lebensqualität der Patienten. Schlussfolgerungen und Diskussion: Die erfolgreiche Vollerhebung liefert umfangreiches Datenmaterial zur Bewertung der
Versorgungsqualität, zur Epidemiologie und zur Patientenbewertung, lässt sich derzeit
aber nicht als Routinedokumentation implementieren.