Gesundheitswesen 2005; 67 - VF_P66
DOI: 10.1055/s-2005-920754

Versorgungsbedarf bei Angehörigen von Schlaganfallpatienten

G Wilz 1, B Böhm 1, DY von Cramon 2
  • 1Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft, Technische Universität Berlin
  • 2Tagesklinik für kognitive Neurologie, Universität Leipzig

Hintergrund/Ziele/Forschungsfragen: Vorliegende Untersuchungen zeigen, dass ein Schlaganfall zu Belastungsstörungen bei den betroffenen Angehörigen führen kann. Um gesundheitlichen Beeinträchtigungen entgegenzuwirken, wurde ein Interventionskonzept für Angehörige von Schlaganfallpatienten entwickelt. Die vorliegende Studie untersucht die Frage, ob Angehörige, die an der Gruppenintervention teilnehmen sich hinsichtlich gesundheitlicher Belastungen von Angehörigen unterscheiden, die Unterstützung in Form einer Gruppenintervention ablehnen sowie Angehörige, die keine Unterstützung angeboten bekamen (Kontrollgruppe). Material und Methoden: Die Stichprobe setzt sich aus 90 Paaren zusammen. 30 Ehepartner wurden vor der Teilnahme an der Gruppenintervention befragt; weiterhin wurden zum einen 30 Ehepartner befragt, die das Unterstützungsangebot ablehnten sowie 30 Ehepartner ohne Unterstützungsangebot. Als gesundheitliche Belastungen wurden die Depressivität (BDI), Angstsymptome (BAI) und Körperbeschwerden (GBB-24) erfasst. Der Barthel-Index und das Patient Competency Rating dienten der Erfassung des Schweregrades des Schlaganfalles. Die patientenbezogene Beeinträchtigung wurde als Kovariate in der Auswertung kontrolliert. Ergebnisse: Ehepartner von Schlaganfallpatienten, die an den Interventionsgruppen teilnehmen sind signifikant stärker beeinträchtigt als Ehepartner der Kontrollgruppe sowie Ehepartner, die ein Unterstützungsangebot ablehnten. So liegen die Werte der Gruppenteilnehmer für die Belastungsmaße Ängstlichkeit, Depressivität und Körperbeschwerden – verglichen mit der Kontrollgruppe bzw. Gruppe der Ablehner – deutlich höher und im klinisch auffälligen Bereich. Diskussion: Die Studie konnte zeigen, dass an den Gruppeninterventionen stark beeinträchtigte Angehörige teilnehmen und somit das Ziel, besonders belastete Angehörige zu erreichen, gelungen ist. Im Rahmen einer prospektiven Interventionsstudie werden derzeit die Effekte des Gruppenprogramms evaluiert.