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DOI: 10.1055/s-2005-922539
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Kongress der World Association of Sleep Medicine - Behandlung der Narkolepsie mit Kataplexie
Publication History
Publication Date:
25 November 2005 (online)
Kataplexie ist der plötzliche Verlust des bilateralen Muskeltonus, hervorgerufen durch starke Emotionen, aber auch durch Niesen oder Husten. Die Betroffenen fallen z.B. nach einem Witz bei vollem Bewusstsein einfach um, bzw. stolpern oder rutschen vom Stuhl. Was für das Umfeld oft Slapstickartig wirkt, ist für die Betroffenen äußerst belastend und kann dazu führen, dass soziale Kontakte ängstlich vermieden werden. Schul- und Ausbildungsstand sowie Einkommen sind deutlich niedriger als in der Allgemeinbevölkerung.
Diese Kataplexien, die zu den spezifischsten Symptomen einer Narkolepsie zählen, können nur gelegentlich bis mehrfach täglich auftreten. Je nach Stimuli dauern sie nur kurz (ca. 5-30 Sekunden) bis hin zu mehreren Minuten, können aber auch bis zu 30 Minuten und länger anhalten. Wie Dr. Sebastiaan Overeem, Leiden/Nijmegen (Niederlande) ausführte, ist aus dem Tiermodell bereits bekannt, dass genetische Ursachen bei der Erkrankung eine Rolle spielen. Dabei scheint das Gen für den Hypocretinrezeptor 2 beteiligt zu sein. Mittlerweile sind zwei Mutationen des Hypocretinrezeptor 2 (Hcrtr-2) bei Hunden identifiziert worden (Lin et al. 1999). Nishino et al. konnten 2001 zeigen, dass ein Hypocretinmangel auch bei Narkolepsiepatienten beteiligt ist. Die Neuropeptide Orexin A und B (auch Hypocretin 1 und 2 genannt) sind an der Regulation des Energieverbrauchs und des Körpergewichts sowie der Fortpflanzung beteiligt und steuern offenbar auch den Wechsel zwischen Schlaf und Wachzustand. Hypocretin-Knock-out-Mäuse zeigen ähnliche Störungen wie Patienten mit einer Narkolepsie. Allerdings ist die exakte Verbindung zwischen Hypocretin und den Symptomen bei Narkolepsie immer noch unklar.
Neben der nichtpharmakologischen Behandlung (Verbesserung der Schlafhygiene, Information, Schlaftagebuch) werden zur Behandlung der exzessiven Tagesmüdigkeit (EDS) bisher vorwiegend Stimulanzien, wie Modafinil, eingesetzt, erklärte Prof. Claudio L. Bassetti, Zürich. Bei Narkolepsie mit Kataplexien haben sich Antidepressiva bewährt, zur Verbesserung des Nachtschlafs außerdem Benzodiazepine und Hynotika. Allerdings waren bis jetzt in Deutschland alle antikataplektischen Medikamente "off-Label". Gerade zugelassen von der EMEA wurde dagegen jetzt das Gammahydroxybutyrat (GBH) Natriumoxybat (Xyrem®) zur Behandlung von Kataplexien. In mehreren Kurz- und Langzeitstudien konnten Wirksamkeit und Sicherheit belegt werden.
Natriumoxybat ist ein endogener GABA-Metabolit und moduliert das GABAerge, serotonerge und dopaminerge System. Während des Tages verbessert es die Wachheit und verhindert kataplektische Anfälle und EDS, nachts nimmt die Schlafqualität zu, wie Prof. Geert Mayer, Schwalmstadt, vorstellte. Außerdem wird ein positiver Effekt auf den Stoffwechsel mit geringerer Glukoseaufnahme beobachtet. Entzugssyndrome treten nur selten auf, die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Nausea und Kopfschmerzen.