Endoskopie heute 2006; 19 - P52
DOI: 10.1055/s-2006-939415

Möglichkeiten und Relevanz der Dünndarmdiagnostik bei Patienten mit Familiärer adenomatöser Polyposis: Ein Vergleich zwischen Push-Enteroskopie, Kapselendoskopie, Ileoskopie und Röntgen-Sellink

N Plum 1, A May 1, C Ell 1
  • 1Dr. Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden, Innere Medizin II

Hintergrund: Während die endoskopische Diagnostik mittels ÖGD, ÖGD in Seitblickoptik und Ileoskopie bei Patienten mit familiärer adenomatöser Polyposis (FAP) bereits etabliert ist, existieren nach wie vor nur wenige Daten zur Häufigkeit und Relevanz von Adenomen in den für die ÖGD und Ileoskopie nicht zugänglichen Dünndarmabschnitten.

Methodik: Bei insgesamt 18 FAP-Patienten mit bekannten Duodenaladenomen erfolgte eine vergleichende Dünndarmdiagnostik mittels Push-Enteroskopie, Kapselendoskopie, Röntgen-Sellink und Ileoskopie.

Ergebnisse: Bei sieben Patienten (39%) fanden sich therapiebedürftige Duodenaladenome, wobei die Therapie in sechs der sieben Fälle endoskopisch erfolgen konnte, eine Patientin musste aufgrund eines fortgeschrittenen Duodenalkarzinoms primär chirurgisch therapiert werden.

Bei 16 der Patienten (89%) waren zum Zeitpunkt der Diagnostik zusätzlich Adenome distal des Duodenums nachweisbar. 10 dieser Patienten wiesen (62%) kapselendoskopisch Adenome in den für Push-Enteroskopie und IIeoskopie nicht zugänglichen Dünndarmabschnitten auf, wobei bei 2 Patienten die Adenomegröße >10mm betrug.

Eine Diagnose der Dünndarmadenome mittels Röntgen-Sellink gelang bei 2 Patienten (11%), wobei die Größe dieser Adenome über 20mm lag. Bei sechs Patienten mit endoskopisch gesicherten Dünndarmadenomen über 10mm (bis max. 30mm) Größe wurde der Röntgen-Sellink als normal befundet.

Diskussion: Wie in bereits publizierten Studien vorbeschrieben, sahen auch wir bei FAP-Patienten mit Duodenaladenomen gehäuft Adenome distal des Duodenums (89%), bevorzugt im Bereich des proximalen Jejunums sowie des terminalen Ileums. Bei 62% dieser Patienten fanden sich Adenome, die aufgrund ihrer Lokalisation nur mittels Kapselendoskopie diagnostiziert werden konnten. Eine weiterführende Dünndarmdiagnostik mittels Kapselendoskopie bei Patienten mit Duodenaladenomen ist somit primär als sinnvoll einzustufen, zumal durch Einführung der Push-and-Pull-Enteroskopie in Doppelballontechnik die Möglichkeit einer endoskopischen Therapie relevanter Befunde besteht. Eine Dünndarmdiagnostik mittels Röntgen-Sellink bleibt deutlich hinter den endoskopischen Verfahren zurück und ist aus unserer Sicht nicht sinnvoll.