Notfall & Hausarztmedizin 2006; 32(5): 237
DOI: 10.1055/s-2006-947266
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Probleme im Gastrointestinaltrakt

Jürgen Stein
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Publication Date:
31 May 2006 (online)

Probleme im Gastrointestinaltrakt nehmen in der alltäglichen Betreuung von Patienten jeden Alters eine zentrale Rolle ein. Häufigstes Problem in der täglichen Praxis und Notfallsprechstunde sind Bauchschmerzen, die dann stets eine differentialdiagnostische Herausforderung an den behandelnden Arzt darstellen und oftmals therapieentscheidende Maßnahmen erfordern. Kollege Karg und Mitarbeiter erläutern in ihrem Beitrag eingehend Aussagekraft und Stellenwert von Anamnese und Befund. Diagnostische Strategien in der Praxis werden am „Ampel-Model” anschaulich dargelegt.

Übelkeit und/oder Erbrechen beeinträchtigen vornehmlich im ersten Trimenon bei mehr als drei Viertel der Schwangeren das Wohlbefinden. Die Symptome sind meist selbstlimitierend und bedürfen keiner weiteren intensiveren Betreuung. Demgegenüber erfordert die in 1-2 % aller Schwangerschaften auftretende Hyperemesis gravidarum eine rechtzeitige antiemetische und supportive Therapie. Kollege Schröder geht in seinem Beitrag ausführlich auf den neuesten Stand differentialdiagnostischer und therapeutischer Überlegungen ein.

Mit zunehmendem Alter, der damit verbundenen Zunahme altersbedingter Veränderungen im Dünn- und Dickdarm (z.B. Divertikel, Ulzera) und Einnahme von Medikamenten (v.a. nichtsteroidale Antirheumatika), werden gastrointestinale Blutungen ein zunehmend häufigeres Problem. Die Bandbreite der klinischen Manifestationen reicht von einem positiven Test auf okkultes Blut im Stuhl bis hin zu Hämatochezie. In der Regel lässt sich die Mehrzahl der auslösenden Ursachen auf nur wenige Krankheiten zurückführen, die dann überwiegend im oberen Gastrointestinaltrakt bis zum Duodenum und im Kolon lokalisiert sind. Kollege Schneider diskutiert anhand neuester Leitlinien alte und neue diagnostische Strategien ebenso, wie die Möglichkeiten und Grenzen medikamentöser und endoskopischer Behandlungen.

Trotz effektiver diagnostischer Methoden erkranken in Deutschland auch weiterhin jedes Jahr 60000 Menschen am kolorektalen Karzinom. Alarmierend neben dieser Zahl der Neuerkrankungen ist die Sterberate mit jährlich zirka 30000 Todesfällen. Kollege Trojan beschreibt neue Überlegungen zum besseren Screening sowie die neuesten Entwicklungen in der Therapie des kolorektalen Karzinoms. Ein Schwerpunkt des Beitrags liegt auf den erblichen Formen von Darmkrebs, die eine noch intensivere und frühere Überwachung der Risikogruppen erfordern.

Ein gründliches Studium der Beiträge, ergänzt durch repräsentative MC-Fragen zur Lernerfolgskontrolle, wird es dem Leser ermöglichen, zu den zentralen Fragen in der Diagnostik und Therapie gastrointestinaler Beschwerden eine adäquate Antwort zu finden.

Prof. Dr. Dr. Jürgen Stein

Frankfurt am Main