psychoneuro 2006; 32(10): 463
DOI: 10.1055/s-2006-956548
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Johanniskrautextrakt - Neue Indikationen am Horizont

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Publikationsdatum:
09. November 2006 (online)

 

Der antidepressive Effekt von Johanniskrautextrakten bei leichten bis mittelschweren Depressionen ist durch klinische Studien gut belegt. Metaanalysen zeigen, dass die Wirkung nicht schlechter ist als die chemischer Antidepressiva. Doch in der Verträglichkeit liegen klare Vorteile für die pflanzliche Alternative. Für den Johanniskrautextrakt LI 160 eröffnen sich neue Perspektiven in der Therapie atypischer Depressionen und somatoformer Störungen.

In einer Anwendungsbeobachtung mit über 3000 Patienten traten unter einer Therapie mit dem Extrakt LI 160 (Jarsin® 300) unerwünschte Nebeneffekte in einer Häufigkeit von 2,4% auf. In 1,5% der Fälle wurde die Therapie vorzeitig abgebrochen. Auf Interaktionen wurde der Hypericumextrakt besonders eingehend untersucht, weil er das Zytochrom-P450-Isoenzym 3A4 induziert und damit den Abbau gleichzeitig gegebener Arzneimittel beschleunigt, die über dies Enzym verstoffwechselt werden. Klinisch relevant ist dies für Immunsuppressiva, Proteasehemmer, NNRTI und einige Zytostatika. Die in letzter Zeit viel diskutierte Interaktion mit hormonellen Kontrazeptiva äußert sich lediglich in vermehrten Zwischenblutungen. Der kontrazeptive Effekt ist nicht beeinträchtigt, wie eine Reihe von Studien zeigt.

In einer ersten plazebokontrollierten Studie konnte für LI 160 auch ein signifikanter Effekt bei atypischer Depression belegt werden, wie Prof. Hans-Peter Volz, Werneck, berichtete. Im Vordergrund stehen bei dieser Form der Depression Symptome wie Gewichtszunahme, Hypersomnie und Antriebsstörung. Typische melancholische Symptome sind schwach ausgeprägt oder fehlen ganz. Auf neue wirksame Therapieoptionen sind diese Patienten besonders angewiesen, weil chemische Antidepressiva nur wenig bewirken.

In der Studie besserte sich der HAMD-17-Score bei Patienten mit mittelschwerer Depression in der Hypericumgruppe signifikant im Vergleich zu Plazebo, welches seinerseits auch einen deutlichen Effekt zeigte. Der HAMA-Score und die Hypersomnie entwickelten sich im Gesamtkollektiv in der Hypericumgruppe signifikant günstiger. Positive Effekte von LI 160 wurden in zwei plazebokontrollierten Studien auch bei somatoformen Störungen nachgewiesen.

AB

Pressekonferenz "Neue Forschungsergebnisse zum Phytoantidepressivum Jarsin® 300 mg: Erfolge bei atypischen Depressionen", München, 17. Februar 2006