psychoneuro 2006; 32(10): 466
DOI: 10.1055/s-2006-956554
Blickpunkt

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Bipolare Störungen - Die Manie ist das Feuer, die Depression die Asche der Erkrankung

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Publikationsdatum:
09. November 2006 (online)

 

Durch den Wandel der Diagnostik bei bipolaren Störungen hat sich der Anteil der betroffenen Patienten in den letzten Jahren deutlich erhöht. Man geht heute von etwa 5% Erkrankten aus. Auch die Pharmakotherapie bei bipolaren Störungen hat sich geändert.

Wie Dr. Andreas Horvath, Psychiatrische Klinik Kilchberg (Zürich), vorstellte, empfehlen die Guidelines der American Psychiatric Association (APA) von 2005 bei leichten bis moderaten akuten manischen und gemischten Episoden eine Monotherapie mit Lithium, Valproat oder Olanzapin. Bei schwerer akuter Manie wird eine Kombinationstherapie mit Lithium oder Valproat mit einem Antipsychotikum, vorzugsweise einem atypischen, z.B. Olanzapin, bevorzugt. Die kanadischen Guidelines (Canadian Network for Mood and Anxiety Treatment, CANMAT) empfehlen Olanzapin (Zyprexa®) in allen Phasen der Erkrankung, auch zur Phasenprophylaxe neben den klassischen Stimmungsstabilisierern Lithium und Valproat. Die meisten Studiendaten liegen heute für Olanzapin vor, z.B. zwei Untersuchungen von Tohen et al., die sowohl in Mono- als auch in Kombinationstherapie eine zuverlässige Phasenprophylaxe auch im Vergleich zu klassischen Stimmungsstabilisierern belegen (Am J Psychiatry 2005; 162: 1281-1290, Br J Psych 2004; 184: 337-345).

In einer aktuellen Studie von Tohen et al. (Am J Psychiatry 2006; 163: 247-256) mit 361 Patienten mit manischer oder gemischter Indexepisode, die zuvor in einer akuten manischen Phase auf Olanzapin angesprochen hatten, konnte das Intervall bis zum Auftreten einer neuen depressiven Episode bei beiden Verlaufsformen signifikant verlängert werden (49 Tage unter Olanzapin, 18 Tage unter Plazebo). Dies bestätigte auch Prof. Waldemar Greil, Kilchberg. Olanzapin ist als einzige Substanz seiner Klasse zur Phasenprophylaxe bipolarer Störungen in Deutschland zugelassen.

Olanzapin ermöglicht den Patienten möglicherweise auch eine bessere Bewältigung ihrer Krankheit, indem neue Studien darauf hinweisen, dass die Kognition durch Olanzapin nicht verschlechtert, sondern sogar langfristig verbessert wird, ergänzte Prof. Matthias Lemke, Bonn. So zeigte z.B. Yurgelon-Todd auf dem APA-Kongress 2004, dass Patienten unter Olanzapin hinsichtlich ihrer kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zu einer Valproatgruppe signifikant besser abschneiden.