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DOI: 10.1055/s-2007-1012557
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Kohortenstudie zu bipolaren Störungen - Schwangerschaft sollte sorgfältig geplant werden
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
18. Januar 2008 (online)
Retrospektive Studien haben bereits gezeigt, dass für Frauen mit bipolaren Störungen insbesondere pospartal ein hohes Risiko für einen Rückfall besteht. Dies betrifft vor allem die Patientinnen, die nicht mit einem Stimmungsstabilisierer behandelt wurden. Frauen, die nach der Entbindung oder während der Schwangerschaft die Behandlung fortsetzten, hatten ein signifikant geringeres Risiko für einen Rückfall [1]. Allerdings weist diese Klasse von Medikamenten auch ein teratogenes Risiko auf, wie auch die Erkrankung selbst für das Ungeborene ein Risiko darstellen kann, sodass jeweils im Einzelfall genau abgewogen werden sollte, ob die Behandlung unterbrochen wird oder nicht.
Viguera et al. haben jetzt in einer prospektiven Kohortenstudie das Rückfallrisiko schwangerer Patientinnen mit bipolaren Störungen genauer untersucht [2]. Dabei wurden 98 Patientinnen eingeschlossen, die nach den DSM-IV Kriterien an einer bipolaren Störung I oder II litten und eine Schwangerschaft planten. Die Patientinnen wurden während ihrer Schwangerschaft und im folgenden Jahr nachuntersucht. Sie entschieden sich nach einer ausführlichen Beratung in einem spezialisierten Zentrum für perinatale Psychiatrie jeweils individuell für eine Fortsetzung oder für einen Abbruch der medikamentösen Behandlung.
Insgesamt erlitt der Großteil der Untersuchten in der Beobachtungszeit einen Rückfall (70,8%). Dabei war das Rückfallrisiko bei den Patientinnen, die sich für einen Abbruch der medikamentösen Behandlung entschieden, doppelt so hoch wie bei den Frauen, die die Behandlung während ihrer Schwangerschaft fortsetzten. Die Frauen ohne medikamentöse Behandlung waren während ihrer Schwangerschaft außerdem rund fünfmal häufiger krank. Einige Patientinnen erlitten auch einen Rückfall, weil sie die Behandlung mit Stimmungsstabilisieren zu abrupt beendeten. Die Zeit bis zu einem Rückfall war bei dieser Gruppe von Patientinnen elfmal kürzer als bei den Patientinnen, die die Stimmungsstabilisierer bereits vor der Schwangerschaft langsam absetzten. Viguera fand dabei außerdem, dass die Rückfallrate bei den Patientinnen, die ihre Schwangerschaft langfristig planten, geringer war als bei Patientinnen, die ungeplant schwanger wurden und die medikamentöse Behandlung erst beendeten als sie die Schwangerschaft feststellten.