Hirntumor nach Trauma: Literaturübersicht und Begutachtungsproblematik

Zusammenfassung

Schädel-Hirn-Traumen stellen vergleichsweise häufige und Hirntumoren seltene Erkrankungen dar. Statistisch gesehen besteht kein signifikanter Zusammenhang im Sinne eines ätiologischen Einflusses von Traumen, in Einzelfällen kann dies jedoch erwogen werden. Besonders bei Meningeomen wurden teilweise eindrucksvolle Kasuistiken mitgeteilt, für die anderen Hirntumoren wird eine posttraumatische Genese heute nur noch selten diskutiert.

Anhand der Literatur wird ein Überblick über den möglichen Einfluß exogener und insbesondere traumatischer Faktoren auf die Geschwulstentstehung gegeben, wobei neben pathologisch-anatomischen und epidemiologischen Untersuchungen besonders auf klinische Befunde eingegangen wird. Die Kasuistiken werden je nach Art des beobachteten Hirntumors zusammengefaßt, die Fälle ernsthaft zu diskutierender posttraumatischer Meningeome werden ausführlicher referiert und tabellarisch dargestellt.

Insgesamt ist die Frage eines Zusammenhangs zwischen Trauma und nachfolgendem Tumor mehr in versicherungsrechtlich-juristischer als in naturwissenschaftlichmedizinischer Hinsicht von Bedeutung. Die bei einer gutachterlichen Anerkennung zu erfüllenden Kriterien werden dargestellt und erläutert. In Anbetracht der hohen Treffsicherheit der zerebralen Computertomographie erscheint dabei ein bislang meist geforderter histologischer Tumornachweis nicht mehr zwigend erforderlich.

Summary

In comparison, head injuries are common and brain tumors seldom. From a statistical viewpoint, there exists no relationship in the sense of an aetiological role of trauma, while in individual cases there may be some evidence. Especially for meningiomas impressive case reports have been published.

A review of the literature dealing with possible traumatic and other exogenous factors in the growth of tumors is given. For meningiomas the case reports are summarized, where a »posttraumatic« genesis can be seriously discussed.

Altogether, the question is most important in the medico-legal field when compensation claims are made. The minimal criteria which have to be fulfilled are discussed. The high accuracy of computerized axial tomography enables to diagnose meningiomas even when an operation or biopsy is not possible.