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DOI: 10.1055/s-2007-960621
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Betazellen, Inseln und Inkretine
Publication History
Publication Date:
22 March 2007 (online)


Physiologie und Pathophysiologie der Inkretine
Für die Regulation des Stoffwechsels bestehen zwischen Darm, endokrinem Pankreas und Gehirn enge endokrine Wechselwirkungen, die eine wichtige physiologische Rolle spielen. Nach einer Mahlzeit werden von endokrinen Zellen des Dünndarms die Peptidhormone Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) und Gastric inhibitory Polypeptide (GIP) sezerniert. GIP und GLP-1 stimulieren die
Die Inkretinhormone GIP und GLP-1 stimulieren postprandial die Insulinsekretion. |
Beide Hormone bedingen den
Als Inkretineffekt bezeichnet man den Umstand, dass die Insulinantwort bei identischem Blutzuckerverlauf nach oraler Glukoseaufnahme stärker ausfällt als nach intravenöser Glukosegabe. |
Abb. 1 Die enteroinsuläre Achse. Dargestellt sind die Wechselwirkungen, die zu einer Stimulation der Insulinsekretion führen können: I Stimulation durch die gastrointestinalen Hormone Glucagon-like peptide-1 (GLP-1) und Gastric inhibitory Polypeptide (GIP), II nervale Stimulierung, III Substratstimulation durch Glukose (modifiziert nach [1]).
Abb. 2 Der Inkretineffekt. Auf der linken Seite Insulinspiegel nach oraler Glukose und intravenöser Glukose beim Gesunden, auf der rechten Seite bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. Die Blutzuckerverläufe nach oraler Glukose und bei intravenöser Glukosegabe wurden jeweils identisch gehalten. Die Insulinantwort nach einem oralen Glukosereiz fällt durch die inkretinhormonvermittelte Stimulation der Insulinsekretion höher aus als nach intravenöser Gabe, bei der dieser Stimulus wegfällt. Beim Typ-2-Diabetes findet sich eine Abschwächung des Inkretineffektes (modifiziert nach [14]).
GLP-1 bei Typ-2-Diabetes
Patienten mit
Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ist der Inkretineffekt aufgehoben oder eingeschränkt. |
GLP-1 hat verschiedene physiologische Eigenschaften, die bei Typ-2-Diabetes therapeutisch nutzbar sind. |
Durch GLP-1-Gaben wird die bei Typ-2-Diabetes gesteigerte Glukagonsekretion gehemmt. Dies führt zu einer Hemmung der Glukoseproduktion der Leber und damit auch zu einer deutlichen Besserung der Nüchternhyperglykämie. Die physiologische Gegenregulation einer Hypoglykämie durch Glukagon ist von der GLP-1-bedingten Glukagonsuppression nicht betroffen. GLP-1 selbst kann keine Hypoglykämien auslösen.
Des Weiteren hemmt GLP-1 die Magenentleerung, die bei Typ-2-Diabetes beschleunigt sein kann. Hierdurch werden die Digestion und Absorption von Kohlenhydraten verlangsamt, was zu einem günstigeren postprandialen Glukoseverlauf führt. Durch die Hemmung der Magenentleerung wird außerdem vermehrt Völlegefühl vermittelt und eine reduzierte Nahrungsaufnahme begünstigt [7].
Zusätzlich ist GLP-1 auch als Neurotransmitter im Hypothalamus neben anderen regulatorischen Peptiden als Mediator der Sättigung beteiligt. Entsprechende tierexperimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass direkte ZNS-Gaben von GLP-1 zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme der Tiere führten.
An isolierten Inselzellen und in Tierexperimenten verbessert GLP-1 die Betazellfunktion und führt zu einer Zunahme der
Neben Hemmung der Magenentleerung und Reduktion der Nahrungsaufnahme bewirkt GLP-1 in Tierexperimenten auch eine Zunahme der Betazellmasse und die Stimulation der Insulinbiosynthese in Betazellen. |