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DOI: 10.1055/s-2007-965224
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Ophthalmia neonatorum durch multiresistente Gonokokken
Neonatal Ophthalmia Caused by Multidrug-Resistant Neisseria GonorrhoeaePublication History
eingereicht 27.12.2006
revidiert 11.3.2007
akzeptiert 20.3.2007
Publication Date:
04 July 2007 (online)


Zusammenfassung
Seit der Einführung der Credé'schen Prophylaxe ist es zu einem überzeugenden Rückgang der Fälle von Ophthalmia neonatorum gekommen. Da häufig Augenirritationen zu verzeichnen waren, ist die Applikation von Silbernitrat in vielen Ländern durch die lokale Gabe von Antibiotikalösungen, vorwiegend Tetrazyklin oder Erythromycin, ersetzt worden. In Deutschland ist die gesetzliche Vorschrift zur Credé'schen Prophylaxe aufgehoben, es besteht lediglich eine Empfehlung und die Durchführung ist an die Einwilligung der Eltern gebunden. In vielen Fällen wird auf die Augenprophylaxe auch verzichtet. Wir berichten über ein männliches Neugeborenes mit einer Gonoblennorrhö. Nach einer unzureichend überwachten Schwangerschaft wurde nach der Geburt des Kindes die Credé-Prophylaxe von der Mutter abgelehnt; nach vierstündiger Überwachung wurden Mutter und Kind nach Hause entlassen. Am zweiten Lebenstag zeigte das Neugeborene geschwollene Augenlider, eine Hyperämie und eitrigen Ausfluss. Vom Kinderarzt wurde ein bakteriologischer Abstrich genommen und lokal mit Erythromycin-Augensalbe behandelt. In der Kultur wurden multiresistente Gonokokken nachgewiesen. Schwierige sozioökonomische Verhältnisse verzögerten die stationäre Aufnahme zur intravenösen Cephalosporin-Therapie. Die augenärztliche Untersuchung nach einer Woche zeigte eine folgenlosen Ausheilung. Weltweit ist eine Zunahme der Gonorrhö und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten zu verzeichnen. Deswegen sollte die Augenprophylaxe des Neugeborenen nicht aus dem Blickfeld geraten. Insbesondere dürfte auf sie nicht verzichtet werden, wenn die Schwangerschaft schlecht überwacht wurde oder es sich um Schwangere aus gefährdetem Milieu handelt. Die 1 %ige Silbernitratlösung und Antibiotikalösungen haben Nachteile. Das Antiseptikum Polyvidon-Jod scheint eine viel versprechende Alternative zur Prävention der Ophthalmia neonatorum, ohne das Risiko von Nebenwirkungen oder der Entwicklung von Resistenzen.
Abstract
Since the introduction of Credé's prophylaxis the incidence of neonatal ophthalmia has been reduced dramatically. Because of eye irritation the administration of silver nitrate solution was replaced in many countries by antibiotics, e. g. tetracyclin or erythromycin. In Germany, eye prophylaxis is recommended, but can be carried out only with the parent's consent which is often refused. We report on a newborn infant with neonatal ophthalmia. After a poorly monitored pregnancy Credé's prophylaxis was declined after birth by the mother and both mother and child left the hospital four hours after delivery. Two days later the neonate presented with swollen eyelids, hyperemia and purulent discharge; a bacteriological swab was obtained by a pediatrician and an erythromycin ointment was immediately administered locally. The microbiological culture revealed a multidrug-resistant strain of N. gonorrhoeae. Socio-economic circumstances delayed the mandatory systemic therapy with a cephalosporin. Ophthalmological examination one week after treatment showed a cure without consequences. There has been a resurgence of gonorrhea and other sexually transmitted diseases worldwide. Therefore, more attention should be focused on ocular prophylaxis, especially for pregnant women with a low socio-economic status and inadequate prenatal care. Both silver nitrate solution and antibiotics have disadvantages. Povidone-iodine seems to be a promising alternative for the prevention of neonatal ophthalmia, without the risk of inducing adverse effects or drug resistance.
Schlüsselwörter
Gonoblennorrhö - multiresistente Gonokokken - Polyvidon‐Jod - Credé‐Prophylaxe
Key words
neonatal ophthalmia - multidrug‐resistant Neisseria gonorrhoeae - povidone‐iodine - Credé's prophylaxis