Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67(9): 993-1001
DOI: 10.1055/s-2007-965582
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pro und Contra Kindesaufklärung nach donogener Insemination - Neuere Entwicklungen und Ergebnisse einer explorativen Studie

Arguments For and Against Information Sharing in Families Created with the Help of DI - Recent Developments and the Results of an Exploratory StudyP. Thorn1 , K. Daniels2
  • 1Praxis für Paar- und Familientherapie, Mörfelden
  • 2University of Canterbury, Christchurch, Neuseeland
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Publication History

eingereicht 28.2.2007 revidiert 29.5.2007

akzeptiert 15.6.2007

Publication Date:
19 September 2007 (online)

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Zusammenfassung

Die Frage der Aufklärung von Kindern, die mithilfe einer donogenen Insemination (DI) gezeugt wurden, wurde lange Jahre kontrovers diskutiert. Vor allem das gesellschaftliche Stigma und juristische Unsicherheiten haben dazu geführt, dass Ärzte zu einer Geheimhaltung rieten und viele Eltern davon Abstand nahmen, ihre Kinder über die Zeugungsart aufzuklären. Inzwischen wird die Aufklärung von Fachkräften aus unterschiedlichen Disziplinen favorisiert, da damit u. a. ein belastendes Familiengeheimnis vermieden und dem Bedürfnis und Recht des Kindes auf Kenntnis seiner biologischen Abstammung Rechnung getragen wird. Dieser Artikel stellt die Ergebnisse einer Studie dar, die die Haltung von Paaren in Deutschland hinsichtlich des Umgangs mit der DI untersuchte. Für diese qualitative Studie wurden 23 Paare mithilfe eines Leitfadeninterviews befragt. Die Ergebnisse zeigen auf, dass trotz einer positiven Haltung der Aufklärung gegenüber nach wie vor viele Unsicherheiten und Dilemmata bestehen. Familiäre Gründe wie die Vermeidung eines Geheimnisses stehen in Konflikt mit der Angst vor gesellschaftlicher Ablehnung, der Unsicherheit, wie lange die ärztlichen Unterlagen dokumentiert werden und der unklaren gesetzlichen Regelung hinsichtlich des Rechts auf Wissen über die biologische Abstammung. Im Fazit werden Hinweise gegeben, die diese Verunsicherungen abbauen können. Dies sind vor allem die Berücksichtigung eines biopsychosozialen Ansatzes in der medizinischen Behandlung, umfassende Information über diese Form der Familienbildung und eine gesetzliche Absicherung aller involvierten Parteien.

Abstract

There has been a lot of controversy regarding the issue of information sharing with children conceived with the help of donor insemination (DI). As a result of social stigmatization and legal uncertainties, doctors have recommended secrecy and, for many years, many parents have favoured not talking to their children about the nature of their conception. More recently, many professionals from different disciplines have recommended sharing information as this can avoid the burden of a family secret and can accommodate the needs and rights of children regarding access to their biological origin. This paper presents the results of a study which explored the attitudes of couples living in Germany regarding information sharing. In this qualitative study, 23 couples were interviewed with a semi-structured questionnaire. Despite a positive attitude regarding information sharing, the results indicate that many insecurities and dilemmas remain. Family concerns such as avoiding a secret are in conflict with the fear of ostracism, the uncertainty as to the length of medical record keeping and the unclear legislation concerning access to one's biological origin. The paper concludes with some considerations aimed at reducing these insecurities. These involve a biopsychosocial approach in medical treatment, providing written information for couples and legal certainty for all parties involved.