Intensivmedizin up2date 2007; 3(3): 201-216
DOI: 10.1055/s-2007-966657
Operative Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Medikamentöse Immunsuppression nach Organtransplantation

Christoph  Lichtenstern, Jan  Schmidt, Jens  Encke, Markus  A.  Weigand
Further Information

Publication History

Publication Date:
16 August 2007 (online)

Preview

Kernaussagen

Eine ausreichende immunsuppressive Wirkung lässt sich mit unterschiedlichen Präparatekombinationen erzielen (Tab. [6]). Erst mit der Entwicklung von Ciclosporin, dem ersten zugelassenen Calcineurinhemmer, konnten passable Langzeiterfolge nach Transplantation solider Organe erzielt werden. Um die Dosierungen der einzelnen Wirkstoffe und damit ihr Nebenwirkungsprofil zu reduzieren, werden grundsätzlich Kombinationstherapien eingesetzt.

Die Doppeltherapie aus einem CNI und einem Corticoid ist bis heute ein Basisregime. Insbesondere die Problematik der chronischen Nephrotoxizität der CNI lässt aber nach Alternativen suchen. Mit MMF/MPA und den mTOR-Inhibitoren stehen weitere Wirkstoffe zur Verfügung. Sie erlauben es, entweder als Ergänzung in einer Dreifachtherapie die CNI-Dosis zu reduzieren oder bei niedriger Abstoßungsgefahr die CNI vollständig zu ersetzen.

Antikörperpräparate werden in Kombination zur immunsuppressiven Induktion oder zur Therapie der akuten Abstoßung angewendet. In der Transplantationsmedizin bemüht man sich, eine individuelle Langzeitkombination und entsprechende Wirkspiegel zu finden, die neben dem Nebenwirkungsprofil der Präparate auch vom Zeitpunkt nach der Transplantation (Initialphase, Frühphase, Langzeitverlauf), von der Art der Transplantation (absteigend: Herz/Lunge, Niere, Leber), von der Aktivität des Immunsystems (Alter: Kinder, Erwachsene) und von anderen individuellen Faktoren (z. B. HLA-Mismatch, Ischämiezeit) abhängt.

Zusammenfassung der verfügbaren Immunsuppressiva

  • Corticosteroide beeinflussen unspezifisch unterschiedliche Phasen der Immunreaktion.

  • Calcineurin-Inhibitoren (Ciclosporin, Tacrolimus) hemmen die IL-2-Produktion und inhibieren damit die Immunreaktion in einem frühen Stadium.

  • DNA-Synthesehemmer hemmen unspezifisch (Azathioprin) oder „spezifisch” (MPA, MMF) die Lymphozytenproliferation.

  • mTOR-Inhibitoren (Sirolimus, Everolimus) blockieren die intrazelluläre Signalweiterleitung nach Aktivierung des IL-2-Rezeptors und unterdrücken damit spezifisch die T-Zell-Proliferation.

  • Polyklonale Antikörper und Anti-CD3-Antikörper wirken durch die Elimination von T-Zellen immunsuppressiv.

  • Basiliximab und Daclizumab hemmen die Proliferation aktivierter T-Zellen durch die Blockade des IL-2-Rezeptors.

Literatur

Dr. med. Christoph Lichtenstern

Klinik für Anästhesiologie

Universität Heidelberg

Im Neuenheimer Feld 110

69120 Heidelberg

Phone: 06221/56-39432

Fax: 06221/56-5345

Email: christoph.lichtenstern@med.uni-heidelberg.de