ZFA (Stuttgart) 2007; 83(3): 89
DOI: 10.1055/s-2007-970137
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reflexion unserer Praxistätigkeit

E. Baum
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Publication History

Publication Date:
23 March 2007 (online)

Erkrankungen, die Probleme aus dem HNO-Bereich beinhalten sind in der Hausarztpraxis häufig wie uns die Erhebung von Vittoria Braun (ZfA 2003: 173-175) und der Artikel von Fink und Haidinger in diesem Heft zeigen. Aus diesem Grund beschäftigen sich mehrere DEGAM-Leitlinien, die teils fertig, teils in Entwicklung sind, mit diesem Thema und wir einigten uns auf ein entsprechendes Schwerpunktheft. Wir ahnten im letzen Frühsommer noch nicht, dass es Schwierigkeiten mit der Umsetzung geben würde: die Rhinosinusitis-Leitlinie ist immer noch nicht fertig, weil es bei der Abstimmung mit der HNO-Fachgesellschaft „klemmt”, nachdem deren neuer Vorstand ausgesprochen Hausarzt-skeptisch ist. Der geplante Fortbildungsartikel zum Thema Schwindel wurde wegen der monatelangen Diskussionen zwischen Verlag und Herausgebern um unsere weitere Kooperation und Heftgestaltung nicht rechtzeitig fertig. In Zukunft sollen aber wieder regelmäßig CME-Artikel mit der Möglichkeit zum Sammeln von Fortbildungspunkten erscheinen.

Unser neues Prinzip, alle Artikel - nicht nur Originalarbeiten - in ein Peer Review zu geben, verzögerte die Fertigstellung der Ausgabe, aber wir sehen dadurch deutliche Qualitätsverbesserungen. Es gibt dabei auch noch Missverständnisse über Schwerpunkte und Zielsetzungen, denn in unserer Zeitschrift sollen neben der Forschung auch die Lehre und die Probleme des Praxisalltages zu Wort kommen. Gerade letzteres ist immens wichtig, denn wir werden überflutet von sogenannten Streuzeitschriften, die sich ausschließlich über Anzeigen und Sponsoring finanzieren und dabei eine kaum durchschaubare Mischung von hilfreichen Artikeln und Informationen sowie Verführung zu überzogener Diagnostik und Verordnungen beinhalten. Wir Herausgeber der ZfA achten sehr darauf, dass solche geheimen Verführer in dieser Zeitschrift kein Sprachrohr haben! Insbesondere sind wir stolz auf unsere kritische Leserschaft, die bei aller Heterogenität eines gemeinsam hat: sie reflektiert kritisch die hausärztliche Tätigkeit im deutschsprachigen Bereich - in eigener Praxis oder praxisübergreifend.

In diesem Heft kommen deshalb ganz gezielt auch Ergebnisse aus dem Nordosten unseres Landes und aus Österreich zur Sprache, wobei die Diktion in unserem Nachbarland für viele von uns fremd sein mag - wir haben sie dennoch bewusst so belassen. Lesen Sie also kritisch die Artikel über das Hörscreening in Mecklenburg-Vorpommern und auditive Verarbeitungsstörungen, damit wir die von uns betreuten Familien kompetent beraten und unterstützen können. Allerdings ist hier kritisch anzumerken, dass es für letzteres bisher keine evidenzbasierten Therapieverfahren gibt. Für die geplante Leitlinie Halsschmerzen steht jetzt der Panel-Test an, und die Aussagen entstammen dieser Version. Kollegen/innen, die hier ihre kritischen Kommentare in die Leitlinienarbeit einbringen möchten, wenden sich bitte an unser Leitlinien-Sekretariat, Frau Wollny in Düsseldorf (Anja.Wollny@med.uni-duesseldorf.de).

Am Anfang der Benefits finden Sie wichtige Hintergrundinformationen zur aktuellen Diskussion über einen verbesserten Nichtraucherschutz. Der Artikel über die Berufszufriedenheit Rostocker Hausärzte wirft ein Schlaglicht auf unseren Praxisalltag ebenso wie die 10-Jahres-Längsschnitterhebung über Gesundheitsstörungen in einer österreichischen Hausarztpraxis, die mit der Methodik unseres Mentors RN Braun erarbeitet wurde. Ein Kurzbericht über das Treffen des europäischen allgemeinmedizinischen Forschungsnetzwerkes sollte neben einem Blick nach Griechenland und internationale Besonderheiten auch Anregung sein, sich an der Erforschung unseres Tätigkeitsfeldes zu beteiligen. Dr. Popert gibt uns wichtige Hintergrundinformationen und Hinweise zu den neuesten Vorgaben für die Arzneimitteltherapie in unseren Praxen nach dem Motto: nicht ärgern, nur wundern und das Beste daraus machen: eine Positivliste.

Wir wollen mit der ZfA in Zukunft verstärkt ganz konkrete Hilfen für unseren Praxisalltag geben, zumal wir hier unabhängig von externen Interessen unsere Themen und Tendenz der Aussagen bestimmen können! Anregungen und Artikelangebote sind daher im breiten Spektrum unseres Faches jederzeit erwünscht - diese Zeitschrift wird durch den Dialog mit ihrer kritischen Leserschaft ganz wesentlich bereichert.

Ihre Erika Baum

Correspondence

Prof. Dr. med. E. Baum

Abt. für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin

Universität Marburg

Robert-Koch-Straße 5

35033 Marburg

Email: Baum064092007@t-online.de