Der Klinikarzt 2007; 36(3): 130
DOI: 10.1055/s-2007-973922
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Hypertonie - Betablocker sind nicht die beste Wahl zur Primärtherapie

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Publication Date:
03 April 2007 (online)

 

Quelle: Wiysonge C, Bradley H, Mayosi B et al. Beta-blockers for hypertension. Cochrane Database Syst Rev 2007; (1): CD002003

Thema: Welches Medikament bzw. welche Substanzgruppe sollte man nach aktueller Datenlage zur Einleitung der antihypertensiven Therapie bevorzugen? Ein Diuretikum, einen Kalziumantagonisten, einen ACE-Hemmer, einen Angiotensinrezeptorblocker - oder etwa einen Betablocker? Fragt man das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG, ist die Antwort klar: ein Diuretikum (und das nicht nur für den Einstieg in die antihypertensive Behandlung).

Projekt: Zwei erst kürzlich publizierte systematische Analysen schreiben Betablockern eine geringere Potenz zu, im Rahmen einer antihypertensiven Erstlinientherapie Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Todesfällen vorzubeugen als allen anderen antihypertensiven Substanzgruppen. Dies nahmen Dr. Charles S. Wiysonge, Yaoundé (Kamerun), und seine Co-Autoren zum Anlass, 13 Betablockerstudien mit insgesamt 91561 Patienten erneut unter die Lupe zu nehmen. Dabei waren die Betablocker entweder gegen Placebo, Diuretika, Kalziumantagonisten oder Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) getestet worden.

Ergebnis: Keinen Unterschied im Bezug auf das Mortalitätsrisiko fanden die Autoren im Vergleich von Betablockern mit Diuretika und RAS-Inhibitoren. Im Vergleich mit Kalziumantagonisten jedoch ermittelten die Autoren ein um 0,5 % höheres absolutes Gesamtmortalitätsrisiko unter der Betablockertherapie ("number needed to harm", NNH = 200), das absolute kardiovaskuläre Risiko stieg sogar um 1,3 % (NNH = 80).

Zurückzuführen war dies auf eine erhöhte Schlaganfallinzidenz, während sich die Zahl der kardiovaskulären Ereignisse zwischen diesen beiden Medikationen nicht signifikant unterschied. Bezogen auf neu auftretende Schlaganfälle schnitten die Betablocker auch im Vergleich zu RAS-Inhibitoren schlechter ab: Das absolute Risiko der Patienten stieg unter der Betablockertherapie um 1,5 % (NNH = 65).

Auffällig war außerdem, dass Patienten, die Betablocker einnahmen, häufiger an unerwünschten Nebenwirkungen litten als andere Patienten und auch eher dazu neigten, die Therapie abzubrechen.

Fazit: Legt man diese Daten zugrunde, sollte bei der Therapie eines neu diagnostizierten Hypertonikers nicht der erste Griff zu einem Betablocker gehen. Da jedoch die meisten Daten mit Atenolol als Vergleichssubstanz erhoben wurden - andere Betablocker waren in den analysierten Studien eher selten als Vergleichssubstanz eingesetzt worden -, besteht natürlich die Möglichkeit, dass andere Betablocker das Ergebnis anders beeinflusst hätten.

Schlüsselwörter: antihypertensive Therapie - Betablocker - ACE-Hemmer - Angiotensinrezeptorblocker - Kalziumantagonisten