Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - V5
DOI: 10.1055/s-2007-982100

Mikro- und makrovaskuläre Folgeerkrankungen bei Typ 2 Diabetikern in der primärärztlichen Versorgung: Ergebnisse der DETECT Studie

D Pittrow 1, L Pieper 2, J Klotsche 2, T Eichler 2, E Huppertz 2, E Stridde 3, H Lehnert 4, HU Wittchen 2
  • 1Institut für Klinische Pharmakologie, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany
  • 2Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden, Dresden, Germany
  • 3Abteilung Klinische Forschung, Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe, Germany
  • 4University of Warwick Medical School, Coventry, United Kingdom

Einleitung: Mit einer Prävalenz von ca. 15% sind Typ 2 Diabetiker (T2D) überaus häufig in der primärärztlichen Versorgung. Dieses Patientenkollektiv ist durch Heterogenität hinsichtlich des Schweregrads und des Vorliegens weiterer Erkrankungen gekennzeichnet.

Fragestellung: Wie häufig sind diabetische Folgekomplikationen bei T2D in der primärärztlichen Versorgung? Welche Merkmale sind mit dem Auftreten von mikro- und makrovaskulären Erkrankungen assoziiert? Gibt es Therapieunterschiede zwischen den Patienten mit und ohne Folgeerkrankungen?

Methodik: DETECT (www.detect-studie.de) ist eine epidemiologische Querschnitts- (und prospektive) Längsschnittstudie im primärärztlichen Versorgungssektor. Basierend auf einer Zufallsstichprobe dokumentierten 3.188 primärärztliche Praxen in Deutschland 55.518 unselektierte, konsekutiv eingeschlossene Patienten. Grundlage dieser Teilanalyse bilden 8.188 Patienten mit T2D (vom Arzt diagnostiziert). Retinopathie, Neuropathie, diabetisches Fußsyndrom und Nephropathie zählten zu den mikrovaskulären Erkrankungen, zu den makrovaskulären Erkrankungen zählten zerebrovaskuläre bzw. kardiovaskuläre Erkrankungen und die periphere arterielle Verschlusskrankheit. Zum Verdeutlichen von Unterschieden in den Häufigkeiten wurden Odds-Ratios (ORs) mittels logistischer Regression berechnet und nach Geschlecht, Alter sowie Alter * Geschlecht adjustiert.

Ergebnisse: 51% der T2D-Patienten hatten keine mikro- oder makrovaskulären Komplikationen. Bei 13,9% wurden nur mikrovaskuläre, bei 21,1% nur makrovaskuläre und bei 14% sowohl mikro- als auch makrovaskuläre Erkrankungen diagnostiziert. Frauen waren häufiger von mikro-, Männer häufiger von makrovaskulären Komplikationen betroffen. Eine schlechtere HbA1c Einstellung sowie erhöhte BMI- (>35kg/m2) und WC-Werte (>88/102cm) wurden im Vergleich zu Patienten ohne Komplikationen bei T2D Patienten mit ausschließlich mikro- sowie mikro- und makrovaskulären Komplikationen gefunden. Des Weiteren waren diese beiden Patientengruppen weniger körperlich aktiv. Eine optimale Blutdruckeinstellung (<120/80mmHg), bessere LDL und Gesamtcholesterinwerte fanden sich bei Patienten mit makrovaskulären Komplikationen sowie in der Gruppe mit beiden Kompliaktionsarten im Vergleich zu Patienten ohne Komplikationen. Insgesamt erhielten die Patienten mit Folgekomplikationen häufiger eine Insulinbehandlung sowie eine Kombinationstherapie aus Insulin und oralen Antidiabetika. Vor allem Patienten mit nur mikrovaskulären und die Gruppe mit beiden Komplikationsformen wurden intensiver antidiabetisch behandelt.

Schlussfolgerungen: Ca. 50% aller T2D in der primärärztlichen Versorgung haben bereits mikro- und makrovaskuläre Folgeerkrankungen. Bemerkenswert ist, dass sich die antidiabetische Behandlung der Patienten mit ausschließlich makrovaskulären Komplikationen nur wenig von der Behandlung der T2D Patienten ohne Folgekomplikationen unterscheidet.

*Förderung: unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe