Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - V23
DOI: 10.1055/s-2007-982118

Frühe Gewichtszunahme als Prädiktor für Glucosetoleranzstörungen und koronares Risiko bei Frauen

BC Zyriax 1, M Schöffauer 2, K Klipstein-Grobusch 3, H Boeing 4, E Windler 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, Hamburg, Germany
  • 2Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 3Deutsches Institut für Ernährungsforschung und University of the Witwatersrand, School of Public Health, Johannesburg, South Africa
  • 4Deutsches Institut für Ernährungsforschung und University of the Witwatersrand, Johannesburg, South Africa, Abteilung Epidemiologie, Potsdam-Rehbrücke, Germany

Fragestellung: Die zentrale Adipositas ist als wesentlicher kardiovaskulärer Risikofaktor etabliert. Sie geht mit einer höheren Prävalenz von gestörter Glukosetoleranz, Hypertonus, Dyslipidämie und koronarer Herzkrankheit einher. Die vorliegende Analyse untersucht den Einfluss der Gewichtsentwicklung in verschiedenen Altersdekaden auf die Entstehung einer zentralen Adipositas, die kardiovaskulären Risikofaktoren und koronare Herzkrankheit in der CORA-Studie.

Methodik: Die CORA-Studie (Coronare Risikofaktoren für Arteriosklerose bei Frauen) vergleicht anthropometrische, klinische, biochemische und Lebensstilfaktoren von 200 Frauen mit inzidenter koronarer Herzkrankheit mit den Charakteristika 255 gleichaltriger Kontrollen aus demselben Stadtteil. Daten zur Gewichtsentwicklung wurden retrospektiv erhoben.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Manifestation der koronaren Herzkrankheit unterschieden sich Fälle und Kontrollen nicht im BMI. Frauen mit koronarer Herzkrankheit hatten aber einen signifikant höheren Taillenumfang und Taillen-Hüft-Quotienten (91cm vs. 84cm bzw. 0,88 vs. 0,82, jeweils p<0,0001). Gleichzeitig waren Diabetes Typ 2, eingeschränkte Glukosetoleranz und Hypertonus signifikant häufiger und das mittlere HDL-Cholesterin signifikant niedriger (jeweils p<0,0001). Fälle und Kontrollen hatten zwischen dem 20. und 60. Lebensjahr gleichermaßen um durchschnittlich ca. 10kg zugenommen. Allerdings erfolgte der Gewichtsanstieg bei den Fällen etwa 10 Jahre früher. Die stärkere Zunahme des Körpergewichts zwischen dem 30 und 40 Lebensjahr korrelierte nicht signifikant mit höherem BMI, aber einem signifikant höheren Taillenumfang, einer gestörten Glukosetoleranz, Hypertonus und niedrigem HDL-Cholesterin sowie mit der späteren Manifestation einer koronaren Herzkrankheit. Eine Gewichtszunahme von 1% in diesem Lebensabschnitt war mit einer Erhöhung des koronaren Risikos um 3% assoziiert. Im multivariaten Modell war der Effekt der Gewichtszunahme auf die Manifestation der koronaren Herzkrankheit nicht unabhängig von den genannten koronaren Risikofaktoren.

Schlussfolgerungen: Die Daten der CORA-Studie weisen auf einen starken Einfluss einer Gewichtszunahme im jüngeren Erwachsenenalter der Frau auf die Manifestation einer zentralen Adipositas und koronaren Herzkrankheit hin. Das Risiko scheint von den bekannten Faktoren des metabolischen Syndroms determiniert zu werden. Gewichtszunahme sollte als früher Marker für späteres koronares Risiko im klinischen Alltag stärkere Berücksichtigung finden.