Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P103
DOI: 10.1055/s-2007-982198

Häufigkeit von Infarkten und Insulten in der LLDBS unter dem Einfluss von Stoffwechseleinstellung, Blutdruckverhalten und Risikofaktoren im Vergleich mit Literaturangaben

M Verlohren 1, HJ Verlohren 1, G Müller 2, HJ Möhring 3, W Ackermann 4
  • 1Schwerpunktpraxis Dres. Verlohren, Leipzig, Germany
  • 2Institut für Medizinische Informatik und Biometrie, TU Dresden, Dresden, Germany
  • 3SOFTAS GmbH, Leipzig, Germany
  • 4Laborpraxis Dres. Ackermann, Leipzig, Germany

Fragestellung: Bereits in den vergangenen Jahren konnten wir zeigen, dass es unter Routinebedingungen in einer Schwerpunktpraxis (SPP) möglich ist, Stoffwechselparameter und Blutdruck streng einzustellen und damit die Häufigkeit mikrovaskulärer Komplikationen zu senken. Es soll diesmal die Häufigkeit der makrovaskulären Komplikationen (Infarkte, Insulte) untersucht werden. Die Angaben in der Literatur sind stark schwankend. Neuere Daten weisen weitaus niedrigere Komplikationsraten bei Diabetikern aus als frühere Studien.

Methodik: Patienten:1562 Diabetiker (691 Typ-1-Diabetiker[T1D], 871 Typ-2-Diabetiker [T2D]) mit mindestens 5-jähriger Betreuungsdauer in der SPP (im Mittel 9,0±2,7 bzw. 8,2±2,5 Jahre [J.]). Mittlere Diabetesdauer zu Überweisung in SPP 7,2±9,1 bzw. 8,8±7,7J. Beginn der Datenerfassung 1992. D.h., es werden im Durchschnitt 16,2 resp. 17 Diabetesjahre im Durchschnitt überblickt. Am Ende des Betreuungszeitraumes wurden Statine in 26,0%, Fibrate in 1,8% und Ezetrol in 1,7% der Fälle verordnet.

Ergebnisse: Prozent Pat. mit Infarkten vor/während Betreuung – Typ-1-Diab.:2/3% Typ-2-Diab.:6/4% Davon Pat. mit Reinfarkt: T1D 8 (20%), T2D 19 (21%)

Inzidenzdichte in 1000 Patientenjahren [PJ] vor/während Betreuung: T1D: 2,62/4,20; T2D: 4,72/5,61

Prozent Pat. mit Insulten vor/während Betreuung – Typ-1-Diab.:1/1% Typ-2-Diab.:4/5% Davon Pat. mit Reinsult: T1D 3 (19%), T2D 13 (18%) Inzidenzdichte in 1000 Patientenjahren [PJ] vor/während Betreuung: T1D: 0,80/1,78; T2D: 4,33/6,87

Bei Pat. mit Infarkten und Insulten ist der HbA1c (Mittelwert, bis Ereignis) höher als bei Pat. ohne diese Komplikationen (Infarkte: T1D-7,6 vs. 7,0%, T2D-7,9 vs. 6,9%, Insulte: T1D-7,6 vs.7,0%, T2D-7,6 vs. 7,0%). Der Blutdruck ist bei Pat. mit makrovaskulären Komplikationen höher als bei Pat. ohne Ereignisse. Die Alkoholmenge scheint keinen Einfluss auf die makrovaskulären Komplikationen zu haben. Die berichtete Nikotinmenge (Zig./Woche) ist bei T2D mit Infarkten höher.

Schlussfolgerung: Die beobachtete Ereignishäufigkeit ist niedriger als in der Literatur berichtet. Die Rate der Reinfarkte ist nicht höher als von Haffner 1998 für Stoffwechselgesunde berichtet. Die Rate der Insulte ist niedriger als in der altersgleichen Kohorte neu manifestierter Typ-2-Diabetiker der ROSSO-Studie. Es scheint also möglich, durch geeignete Betreuungsformen auch die makrovaskulären Komplikationen bei Diabetikern zu verringern. Hierzu ist eine strenge Einstellung aller Risikofaktoren notwendig.