Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P242
DOI: 10.1055/s-2007-982337

Effektivität und Sicherheit von kontinuierlichem, intravenösem Glucagon-Like-Peptide-1 im Vergleich mit einer strukturierten Insulininfusion zum Erreichen der Normoglykämie bei Typ-2 Diabetikern

I Schmoelzer 1, E Schmut 1, M Eder 1, H Pressl 1, H Sourij 1, TC Wascher 2
  • 1Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • 2Medizinische Universität Graz, Klinik für Innere Medizin, Graz, Austria

Fragestellung: In Situationen akuter vaskulärer Ereignisse wie etwa akuter Koronarsyndrome oder auch Bypassoperationen sollte bei Typ-2 Diabetikern eine Normoglykämie angestrebt werden. Dies wird üblicherweise mittels einer dosisadaptierten intravenösen Infusionstherapie mit Normalinsulin (NI) erreicht. Diese Therapie macht jedoch einerseits häufige Glukosekontrollen und eine Adaptaion der Insulindosis notwendig, andererseits ist sie mit dem Risiko therapieinduzierter Hypoglykämien vergesellschaftet. Glucagon-Like-Peptide-1 (GLP-1) führt zu einer glucoseabhängigen Stimulation der Insulinsekretion und eine intravenöse Infusion einer fixen Dosis normalisiert den Glukosespiegel bei Typ-2 Diabetikern ohne bisher berichteter Hypoglykämien. Die Effektivität beider Therapien wurde bis jetzt jedoch noch nicht untersucht oder verglichen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war daher ein etabliertes Schema der intravenösen Insulintherapie (Schnell et al., Diabetes Care 2004) mit einer GLP-1 Infusion (1,2pmol/kg/min) zu vergleichen.

Methoden: 8 Patienten mit Typ-2 Diabetes erhielten in einer offenen, randomisierten Untersuchung 30 Minuten nach einem Standardfrühstück über einen Zeitraum von 8 Stunden entweder eine dosisadaptierte Infusion mit Normalinsulin (Schnell et al., Diabetes Care 2004) oder eine Infusion mit GLP-1 (1,2pmol/kg/min). Zwischen den beiden Untersuchungen lagen 3 Tage. Blutglukose und Insulin wurden in 30-minütigen Abständen bestimmt. Zielparameter waren die maximale Glykämie, die Glykämie nach 2 und 4 Stunden sowie die Zeit bis zum Erreichen einer Glykämie <115mg/dl. Statistische Vergleiche wurden mitels ANOVA for repeated measurements bzw. gepaartem tTest gerechnet. Alle Daten sind MW±SD. Das Signifikanzniveau wurde mit p<0,05 festgelegt.

Ergebnisse: Zu Beginn der Infusionstherapie war die Blutglukose an beiden Untersuchungstagen vergleichbar (NI: 252±42, GLP-1: 244±24mg/dl; ns). Die maximale Glykämie (312±51 vs. 254±48mg/dl; p=0,007) sowie die Glykämie nach 2 (208±51 vs. 137±48mg/dl; p=0,012) und 4 Stunden (155±51 vs. 116±27mg/dl; p=0,021) waren unter GLP-1 signifikant niedriger. Die Zeit bis zum Erreichen einer Glykämie <115mg/dl lag unter GLP-1 bei 252±51 Minuten und unter NI bei 321±43 Minuten (p=0,008). Am Ende der Beobachtungszeit war die Glykämie in beiden Gruppen vergleichbar (NI: 110±24, GLP-1: 103±22mg/dl; ns). Unter der Insulintherapie wurde eine symptomatische Hypoglykämie beobachtet (48mg/dl), unter GLP-1 kam es zu keiner Hypoglykämie.

Schlussfolgerung: Sowohl mittels intravenösem Normalinsulin wie auch mittels GLP-1 kann bei Typ-2 Diabetikern eine Normoglykämie erreicht werden. Mit GLP-1 wird dies jedoch schneller und ohne Dosisanpassung erreicht. Damit stellt intravenöses GLP-1 eine sichere Alternative zur intravenösen Therapie mit Normalinsulin dar.