Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - P257
DOI: 10.1055/s-2007-982352

REACH (Reduction of Atherothrombosis For Continued Health) Register: Vergleich der 1-Jahres Ereignisrate von Diabetikern und Nicht-Diabetikern

KG Parhofer 1, U Zeymer 2, RG Stark 3 J Röther 4, REACH Registry Investigators
  • 1Klinikum Universität München, Med. Klinik II Grosshadern, München, Germany
  • 2Klinikum Ludwigshafen, Medizinische Klinik B, Ludwigshafen, Germany
  • 3GSF, Neuherberg, Germany
  • 4Klinikum Minden, Neurologische Klinik, Minden, Germany

Einleitung: Diabetiker haben ein erhöhtes Atherothromboserisiko. Ob Diabetiker ohne manifeste Atherothrombose (KHK, cerebro-vaskuläre Erkrankung oder pAVK) ein ähnliches Risiko haben wie Nicht-Diabetiker mit manifester Atherothrombose (insbesondere KHK) ist nicht geklärt (Haffner NEJM 1998 (339):229; Lee Circulation 2004 (109):855), insbesondere liegen für deutsche Patienten keine Angaben vor. Das REACH Register bietet die Möglichkeit, Ereignisraten bei Diabetikern und Nicht-Diabetikern mit und ohne manifeste Atherothrombose weltweit und in Deutschland zu untersuchen.

Methodik: Das REACH Register umfasst weltweit >68000 Patienten mit manifester Atherothrombose (ATHERO) oder Risikofaktoren (RF). Nach 1 und 2J. werden Endpunkte erfasst. Aus Deutschland stammen 5646 Patienten, davon liegen bei 5267 (93%) 1-Jahresdaten vor. Unter diesen sind 2278 Diabetiker, von welchen 415 in der RF-Gruppe waren (Diabetes und zusätzliche Risikofaktoren) und 1863 in der ATHERO-Gruppe. Die Rate an schweren vaskulären Ereignissen (MACE: kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Herzinfarkt, nicht-tödlicher Schlaganfall) wurde nach 1 Jahr erfasst und nach Alters- und Geschlechtskorrektur für Diabetiker und Nicht-Diabetiker für die RF- und ATHERO-Gruppen ausgewertet (logistische Regressionsanalyse, SAS 9.1).

Ergebnis: Unter den Diabetikern hatten in der RF-Gruppe 11 von 415 (2,65%) in der ATHERO-Gruppe 98 von 1863 Patienten (5,26%) ein MACE, unter den Nicht-Diabetikern lagen die Raten bei 3 von 166 (1,81%) in der RF Gruppe und bei 102 von 2772 (3,68%) in der ATHERO-Gruppe. Nach Korrektur für Alter und Geschlecht hatten Diabetiker ein signifikant höheres Risiko als Nicht-Diabetiker (OR: 1,393 (1,053–1,843), p=0,02) und ATHERO-Patienten ein höheres Risiko als RF-Patienten (OR: 2,084 (1,191–3,645), p=0,01). Die Ereignisrate von Nicht-Diabetikern mit ATHERO war nicht signifikant höher als die von Diabetikern mit RF (OR: 1,459 (0,772–2,756), p=0,24), allerdings hatten beide Gruppen ein signifikant niedrigeres Risiko als ATHERO-Diabetiker (OR: 0,495 (0,261–0,937) p=0,03 bzw. 0,722 (0,542–0,962) p=0,03).

Schlussfolgerung: Diabetiker mit manifester Atherothrombose (KHK, cerebrovaskuläre Erkrankung oder pAVK) haben ein sehr hohes 1-Jahresrisiko (5,26%) für einen kardiovaskulären Tod, einen nicht-tödlichen Herzinfarkt, oder einen nicht-tödlichen Schlaganfall. Diabetiker mit zusätzlichen Risikofaktoren aber ohne manifeste Atherothrombose haben ein ähnliches 1-Jahresrisiko wie Nicht-Diabetiker mit manifester Atherothrombose. Diese Registerdaten belegen diesen Zusammenhang zum ersten Mal auch für deutsche Patienten und rechtfertigen auch bei Diabetikern mit zusätzlichen Risikofaktoren aber ohne manifeste Atherothrombose ein aggressives Risikomanagement durchzuführen.