Aktuelle Neurologie 2008; 35(3): 118-123
DOI: 10.1055/s-2007-986405
Übersicht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das leichte Schädel-Hirn-Trauma

Mild Traumatic Brain InjuryC.  W.  Wallesch1 , H.-C.  Hopf2
  • 1Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg
  • 2Neurologische Universitätsklinik Mainz
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. März 2008 (online)

Preview

Zusammenfassung

Rechtsprechung wie ICD gehen davon aus, dass ein kategorialer Unterschied zwischen traumatischer transienter Hirnfunktionsstörung und substanzieller Hirnschädigung besteht und dass es für die Unterscheidung definierte klinische Kriterien gibt. Der aktuelle Forschungsstand weckt Zweifel an diesem Konzept und lässt fachneurologische Diagnostik und ggf. weitere Zusatzuntersuchungen in der frühen Postakutphase nach SHT zumindest in den Fällen ratsam erscheinen, in denen sozial- oder zivilrechtliche Ersatzansprüche geltend gemacht werden könnten. Neue Verfahren der MR-Bildgebung könnten auch über die mittlerweile weitgehend akzeptierte „diffuse axonale Schädigung” hinaus Mechanismen identifizieren, die zu bleibenden Beeinträchtigungen nach klinisch leichtem SHT führen können. Bis zu deren Etablierung wird - trotz unbefriedigender Datenlage - empfohlen, bei jedem Patienten, der unter der Fragestellung eines akuten leichten SHT vorgestellt wird, zusätzlich zur neurologischen und psychopathologischen Untersuchung ein EEG zwischen dem 2. und 7. Tag nach Verletzung abzuleiten und bei pathologischem Befund ein MR zu veranlassen.

Abstract

Court rulings and the ICD assume that transient traumatic impairment and structural damage following traumatic brain injury (TBI) can be separated by defined clinical criteria. This concept is challenged by recent research. Early neurological assessment and further investigations are considered mandatory, at least in those cases in which compensation claims seem possible. New MRI techniques may be able to identify pathogenetic mechanisms beyond the largely accepted „diffuse axonal injury” in cases of clinically „mild” TBI. Until these have been thoroughly evaluated and clinically implemented, we advise concerned parties to record an EEG and perform a neurological and psychopathological assessment between the 2nd and 7th day after trauma and to request an MRI scan in cases of pathological findings.

Literatur

Prof. Dr. Claus-W. Wallesch

Universitätsklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Magdeburg

Leipziger Straße 44

39120 Magdeburg

eMail: wallesch@medizin.uni-magdeburg.de