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DOI: 10.1055/s-2008-1004683
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter
Publication History
2008
Publication Date:
11 April 2008 (online)
Epidemiologie
Typ-1-Diabetes
Der Diabetes mellitus ist die häufigste endokrin-metabolische Erkrankung im Kindesalter. In mehr als 90 Prozent der Fälle liegt ein Typ-1-Diabetes vor: Nach aktuellen Schätzungen sind in Deutschland 10 000 bis 15 000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 14 Jahren betroffen (Altersgruppe 0 bis 19 Jahre: 21 000 bis 24 000 Kinder und Jugendliche). Für die 1990er-Jahre wurde eine jährliche Neuerkrankungsrate (Inzidenz) von durchschnittlich 17 pro 100 000 bei den 0- bis 19-Jährigen berechnet. Die Inzidenz steigt in dieser Altersgruppe mit 3 bis 5 Prozent pro Jahr an!
Beim Diabetes mellitus Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung: Die Betazellen werden zerstört, und es kommt zu einem absoluten Insulinmangel. Daneben gibt es zunehmend Diabetesfälle im Gefolge von
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Pankreaserkrankungen (z. B. zystische Fibrose),
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Insulinresistenzsyndromen oder
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nicht-immunologisch bedingte, genetisch fixierten Formen (MODY).
Typ-2-Diabetes / MODY
Seit einigen Jahren häufen sich die Berichte über eine beträchtliche Zunahme adipöser Jugendlicher mit manifestem Typ-2-Diabetes. Oftmals findet sich bei diesen Patienten gleichzeitig eine arterielle Hypertonie und Dyslipidämie. Besonders hoch ist die Inzidenz nach dem Einsetzen der Pubertät.
Für die Altersgruppe der 0- bis 20-Jährigen fand sich für den Typ-2-Diabetes in Baden-Württemberg eine Prävalenz von 2,45 pro 100 000. Die Prävalenz des MODY-Typs in dieser Altersgruppe liegt mit 2,45 pro 100 000 vergleichbar hoch. Aktuelle Untersuchungen weisen darauf hin, dass etwa 7 Prozent aller adipösen Jugendlichen von einer Störung des Glukosestoffwechsels betroffen sind.
Risikopatienten
Effektive Präventionsstrategien zur Verhinderung einer Typ-1-Diabetesmanifestation fehlen bisher. Daher wird ein generelles Screening weder für die Allgemeinbevölkerung noch für Hochrisikogruppen unter Kindern und Jugendlichen empfohlen. Vorhersagefaktoren für den Typ-1-Diabetes sind:
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Positive Familienanamnese. Das Typ-1-Diabetes-Risiko ist für Kinder mit einem an Diabetes erkrankten Vater dreifach höher als für Kinder mit einer an Diabetes erkrankten Mutter.
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Es gibt Hinweise, dass bei Kindern mit hohem genetischem Risiko eine frühe Kuhmilchexposition zur Entstehung des Typ-1-Diabetes beiträgt (→ „Stillen” als Diabetes-Prävention).
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Eine Inselzellautoimmunität tritt häufiger auf bei Säuglingen, die abweichend von den Ernährungsempfehlungen bereits in den ersten drei Lebensmonaten mit glutenhaltigen Cerealien gefüttert werden.
Bei Vorliegen folgender Faktoren ist ein erhöhtes Risiko für einen Typ-2-Diabetes in Betracht zu ziehen:
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Positive Familienanamnese für Diabetes mellitus Typ 2.
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Adipositas: Die Adipositas gilt als eine der Hauptursachen für den Anstieg der Typ-2-Diabetesprävalenz. Verschiedene regionale Untersuchungen aus Deutschland weisen auf eine dramatische Zunahme der Prävalenz und des Ausmaßes des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen hin. Sie ist mittlerweile die häufigste chronische Erkrankung in dieser Altersstufe (Bodymassindex [BMI] über der 97. Perzentile), insbesondere bei Vorliegen weiterer Hinweise für ein metabolisches Syndrom (Hypertonie, Dyslipidämie).
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Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe mit erhöhtem Typ-2-Diabetesrisiko.
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Vorliegen einer Acanthosis nigricans (hyperpigmentierte, schwärzlich gefärbte Areale, v. a. im Bereich intertriginöser Hautareale wie Nacken oder Achselbereich) oder eines PCOS, welches eng mit der Insulinresistenz assoziiert ist.
Prof. Dr. med. T. Danne
Abteilung Allgemeine Kinderheilkunde III · Diabetologie / Endokrinologie des Kinderkrankenhauses auf der Bult
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