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DOI: 10.1055/s-2008-1027631
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Editorial
Publication History
Publication Date:
11 July 2008 (online)
Auch für die Mitglieder des Herausgeberteams der ergoscience war es ein Anlass, sich auf den Weg zu machen: Der 8. Europäische Ergotherapie-Kongress vom 22.–25. Mai in Hamburg lockte 1700 Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten aus über 45 Ländern bei strahlendem Sonnenschein an die Elbe, um sich über die neuesten Entwicklungen in Forschung, Praxis und Ausbildung in Europa und der Welt zu informieren. Gut organisiert bot das Programm eine sehr große thematische Vielfalt, die in Vorträgen, Workshops und Postern dargeboten und diskutiert wurde. Es gab Gelegenheit, einmal die Personen zu sehen und zu sprechen, die man sonst nur aus der Literatur kennt, und Kontakte zu knüpfen, die hoffentlich dazu beitragen, dass das europäische ergotherapeutische Netzwerk zunehmend dichter wird. Ein besonderer Akzent ging von den Hauptvorträgen aus, die die ersten drei Tage eröffneten. Sie sprachen den Geist, vor allem aber die ergotherapeutische Seele an durch starke Bilder des Rückblickens und des Ausblickens auf eine ständig in Entwicklung befindliche ergotherapeutische Praxis. Einen ausführlicheren Bericht zu diesem Kongress finden Sie in diesem Heft von Heidrun Becker (S. 123).
Auch die Beiträge dieses Hefts leisten je auf ihre Art einen Beitrag zu einer Theorie und Praxis verbindenden Diskussion sowie zu einer Auseinandersetzung mit der Nutzung englischsprachiger Theorieressourcen für die deutschsprachige Praxis. In dem Artikel von Johanna Lehmann geht es um die Evaluation der ergotherapeutischen Behandlung eines Jungen mit Schwerkraftunsicherheit, dessen Partizipation im häuslichen und im Bereich des Kindergartens beeinträchtigt ist. Die Behandlung des Kindes folgt der sensorischen Integrationstherapie. Die Studie folgt dem Single-System Design, einer Methode die es erlaubt, auf der Basis des Vergleichs einzelfallbezogener Daten zum Therapieerfolg Schlüsse zu ziehen. Thomas Clausnitzer befasst sich in seinem Beitrag mit dem „Model of Occupational Adaptation in Practice” von Schkade und McClung (2001), einem Modell, das im deutschsprachigen Bereich bisher noch wenig bekannt ist. Der Autor zeigt an vier Fällen, wie sich das Konzept der Betätigungsanpassung in die Arbeit mit psychisch kranken Menschen im ambulanten Bereich integrieren und wie es zur Analyse von individuellen Ressourcen und Barrieren genutzt werden kann. Für die weitere Verbreitung und Nutzung in der Praxis ist es auch bei diesem Modell notwendig, eine sorgfältige Übersetzung zu erarbeiten und kulturspezifische Adaptationen vorzunehmen. Einen aufschlussreichen Bericht aus Forschung und Lehre leistet die australische Ergotherapie-Forscherin Alison Wicks. Sie berichtet aus zwei Ideenschmieden, sogenannten „Think Tanks”, in denen Szenarien für die noch junge Occupational Science entwickelt wurden. Noch sind deutschsprachige Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten nicht direkt in diesen Diskussionsgruppen integriert. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis sie sich auch hieran beteiligen werden.
Im Zentrum der evidenzbasierten Praxis steht diesmal die Ergotherapie in Pflegeheimen. Es geht um die Wirksamkeit von Ergotherapie in der Behandlung körperlicher Selbstversorgung bei Heimbewohnern mit Schlaganfall.
Wie immer runden Rezensionen und ein Veranstaltungskalender den Inhalt des Heftes ab. Wir wünschen Ihnen sonnige Tage und schattige Plätze für eine entspannte und anregende Lektüre der Juli-Ausgabe von ergoscience.
Für das Herausgeberteam
Ulrike Marotzki
Prof. Dr. Ulrike Marotzki
HAWK Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Goschentor 1
31124 Hildesheim
Email: Marotzki@hawk-hhg.de