Zusammenfassung:
Fluorochinolone sind insbesondere im gramnegativen Bereich hervorragend wirksame Antibiotika,
die im urologischen Fachgebiet auch aufgrund der oralen Verfügbarkeit häufig eingesetzt
werden. Bisher traten bei Escherichia coli nur sporadische Resistenzen (< 0,5%) gegenüber Fluorochinolonen auf. Seit 1992 jedoch
wurde im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München eine Zunahme
der Fluorochinolon-resistenten E. coli -Stämme auf bis zu 3,7% und in der Urologischen Klinik auf bis zu 13,4% beobachtet.
Im gleichen Zeitraum stiegen die Verbrauchszahlen der Fluorochinolone im Gesamtklinikum
und in der Urologie um etwa 20%. Die Durchsicht der Krankenakten von 26 urologischen
Patienten, bei denen Fluorochinolon-resistente E. coli nachgewiesen wurden (Altersmedian: 75 Jahre, Range: 11-94 Jahre)zeigte, daß Fremdkörper
im Urogenitaltrakt (24/26, 92%), Obstruktion der ableitenden Harnwege (20/26, 75%),
Vorbehandlung mit verschiedenen Antibiotika (18/26, 70%), insbesondere mit Fluorochinolonen
(13/26, 50%) gehäuft bei Patienten nachgewiesen wurden, bei denen resistente E. coli auftraten. Der Nachweis von Fluorochinolon-resistenten E. coli -Stämmen im Urin hatte bei 11 der 26 Patienten (42%) klinische Relevanz mit Auftreten
von Fieber und Flankenschmerzen bzw. rezidivierenden Harnwegsinfekten. 19 resistente
E. coli -Stämme aus mehreren Abteilungen des Klinikums waren fär eine weitere epidemiologische
Untersuchung verfügbar. In der “Puls Feld Gel Elektrophorese” (PFGE) zeigte sich bei
17 von 19 Bakterienstämmen Unterschiede in der DNAsequenz, so daß eine unabhängige
Resistenzentwicklung der Keime angenommen werden kann und die Ursache nicht im Mangel
an Hygiene mit Verteilung des resistenten Keims im Krankenhaus zu suchen ist. Obwohl
Fluorochinolone nach wie vor eine wirksame Therapie für die urologischen Hauptproblemkeime
darstellen, hat die Anzahl der resistenten E. coli -Stämme so zugenommen, daß eine Empfindlichkeit gegenüber Fluorochinolonen vor allem
bei vorbehandelten Patienten nicht mehr garantiert werden kann. Der Einsatz von Fluorochinolonen
ist streng abzuwägen, um den Erfolg dieser hochpotenten Antibiotika auch in Zukunft
nicht zu gefährden.
Abstract
Up to now fluoroquinolones have been considered to be potent antibiotic drugs in the
treatment of urinary tract infections. So far the reported resistance rates ranged
below 0,5%. During the years 1992 to 1994, an increase in fluoroquinolone-resistant
Escherichia coli up to 3.7% was observed in the Medical Center of the Technical University in Munich
and up to 13.4% in the Department of Urology. During the same period, the use of fluoroquinolones
increased steadily by about 20% in the entire hospital and in the Department of Urology.
Retrospective evaluation of charts from 26 patients with fluoroquinolone-resistant
(FQR) clinical isolates of E. coli (median age 75 years, range 11-94 years) revealed that foreign material in the urogenitary
tract (24/26; 92%), obstruction (20/26; 75%), pretreatment with various antibiotics
(18/26; 70%) especially with fluoroquinolones (13/26: 50%) were found to facilitate
the development of FQR E. coli . In 11 patients (42%), clinically relevant symptoms such as fever or flank pain occurred.
19 resistant clinical isolates of E. coli were available for further epidemiologic analysis. All ofloxacin-resistant strains
revealed cross resistance to nalidixic acid, norfloxacin and ciprofloxacin. Pulsed
field gel electrophoresis revealed clonal diversity in all but two strains. This indicates
individual development of resistance rather than horizontal transmission associated
with lack of hygiene. The number of FQR E. coli , especially in urologic patients with risk factors, has become so high that susceptibility
to fluoroquinolones can no longer be guaranteed. Care has to be taken not to induce
further emergence or spread of FQR E. coli .
Key words:
E. coli - Fluoroquinolone resistance - Urinary tract infections