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DOI: 10.1055/s-2008-1067447
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Psychosoziale Interventionen & Soziale Inklusion
Näher an die Lebenswelt der Betroffenen rückenPsychosocial Interventions & Social InclusionGetting Closer to Those in NeedPublication History
Publication Date:
03 July 2008 (online)
Sind psychisch Kranke in der Gemeinde angekommen?
Die Versorgung psychisch Kranker hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Die große Mehrzahl psychisch Kranker wird heute gemeindenah betreut. Gemeindepsychiatrische Arbeit spielt sich im Lebenskontext unter Berücksichtigung von sozialen Faktoren und unter Benutzung von sozialen Beziehungen ab und zielt auf die soziale Eingliederung in das Alltagsleben der Gemeinschaft [1]. Wie steht es um diese Eingliederung? Sind psychisch Kranke sozial inkludiert?
Obwohl es keine generell akzeptierte Definition dafür gibt, was sozial inkludiert heißt [2], so kann von drei Schlüsseldomänen ausgegangen werden, die soziale Inklusion reflektieren: (1) das Familienleben (2) das soziale Leben im weiteren Sinn und (3) das Arbeitsleben.
Was die engsten Beziehungen betrifft, so wissen wir, dass psychisch Kranke deutlich seltener verheiratet sind. In einer Stichprobe von über 400 schizophren Erkrankten in fünf europäischen Ländern waren 65 % allein stehend [3]. Dies trifft auch im Vergleich mit chronisch körperlich Kranken zu. Besonders betroffen sind dabei Männer mit einer schizophrenen Erkrankung bzw. einer Alkoholkrankheit [4].
Geht der Blick weiter über das engste Familienleben hinaus, so ist bekannt, dass schizophren Erkrankte ein reduziertes soziales Netzwerk haben. Umfasst ein intaktes soziales Netz Gesunder ca. 25–40 Personen, so ist das von schizophren Erkrankten mit durchschnittlich 13 Personen deutlich reduziert [5]. Chronisch psychisch Kranke sind zudem meist vom Arbeitsleben ausgeschlossen. Die Epsilon-Studie erbrachte Beschäftigungsraten für schizophren Erkrankte in einzelnen europäischen Ländern von 5–23 % [3].
Trotz gemeindenaher Versorgung sind psychisch Kranke von wichtigen Teilbereichen der Gesellschaft ausgeschlossen. In Großbritannien wurde dazu eigens ein Report vorgelegt [6]. Die soziale Inklusion ist ein wichtiges Ziel psychiatrischer Therapie und Rehabilitation. Psychiatrische Behandlung muss noch näher an die Lebenswelt der Betroffenen heranrücken, um sie im „wirklichen” Leben zu unterstützen und zu fördern.
Literatur
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Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller, MPH
Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
Semmelweisstr. 10
04103 Leipzig
Email: Steffi.Riedel-Heller@medizin.uni-leipzig.de