Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A11
DOI: 10.1055/s-2008-1076158

Analyse telemedizinischer Anwendungen in einer Hochschulambulanz für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten

C Peixoto Modesto da Silva 1, N Müller 1, C Kloos 1, A Mandecka 1, G Wolf 1, M Schumann 2, UA Müller 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Deutschland
  • 2Intelligent Technology Computing, Marburg, Deutschland

Fragestellung: Durch den Einsatz der Gesundheits-Telematik entstehen Freiheitsgrade in Raum (Fernbehandlung) und Zeit (zeitversetzte Expertenkonsultation), die neue Formen einer ortsunabhängigen und internationalen Zusammenarbeit vereinfachen. Diese Studie analysiert die telefonische ärztliche Dokumentation als telemedizinische Anwendung in einer Hochschulambulanz für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten.

Methodik: Von 2003 bis Ende 2007 wurden in der elektronischen Krankenakte EMIL® 1801 Telefonkonsile dokumentiert und analysiert nach Ärzteauskunft (Befundaustausch, Konsil, Beratung zwischen Ärzten), Therapieanpassung (nach Eintreffen der Befunde, Anpassung der Diabetestherapie, Methizol-Therapie, Hormonsubstution), Befundbesprechung (aktuelle Laborbefunde, bildgebende Diagnostik, nuklearmedizinische Befunde und weitere Diagnostikplanung), sowie Entscheidung über Dringlichkeit der Terminvergabe bei Anmeldungen von Neu- oder Wiedervorstellungen durch Anamneseerhebung. Zur Unterstützung der telemedizinischen Beratung enthält die elektronische Krankenakte ein Patientenfoto.

Ergebnisse: In den Jahren 2003–2007 haben 34.991 ambulante Konsultationen stattgefunden. In dieser Zeit erfolgten 1.801 telemedizische Beratungen bei 931 Patienten (1,93/Patient): 14% bei Diabetes mellitus Typ1 (DM1; Alter 45J; Diabetesdauer 19,3J; BMI 26,2Kg/m2; HbA1C 7,7%;), 41% Diabetes mellitus Typ 2 (DM2; Alter 62,7J; Diabetesdauer 14,3J; BMI 31,9; HbA1C 7,8%), 3% Gestationsdiabetes (GDM; Alter 31,9J; BMI 31,3Kg/m2; HbA1C 5,3%;), 42% andere endokrine Erkrankungen; Alter 47.8J; BMI 28,42; HbA1C 5,5%;). Der Grund der Beratung war in 24,7% Anamnese-Ergänzung bei (DM1 13,4%; DM2 38%; GDM2% andere endokrine Erkrankungen 46,6%), 22% Arztberatung (DM1 11,7%; DM2 42,8%; GDM0,5%; andere endokrine Erkrankungen 54,7%), 15,7% Befundbesprechung (DM1 9%; DM2 39%; GDM2,7%; andere endokrine Erkrankungen 49,3%), 37,6% Therapieanpassung (DM1 19%; DM2 44%; GDM4,5%; andere endokrine Erkankungen 32%).

Schlussfolgerung: Der Hauptgrund für eine telemedizinische Beratung war Therapieanpassung, gefolgt von Ergänzung der Anamnese. Sie wurde vorwiegend bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und Anpassung der Therapie bei Schilddrüsen-, Nebennieren- und Hypophysenerkrankungen angewendet.

Eine strukturierte elektronische Krankenakte kann die ambulante Versorgung von Patienten mit Diabetes und endokrinen Erkrankungen durch Arztberatung, Therapieanpassung, Befundbesprechung sowie Anamneseerhebung telemedizinische ermöglichen. Verbesserungen der Lebensqualität der Patienten, geringere Kosten für Patienten und Gesundheitseinrichtung, sowie bessere Therapieerfolge sind durch Telemedizin möglich. Diese Analysen sind geplant.