Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A26
DOI: 10.1055/s-2008-1076173

Psychologische Aspekte in der BABYDIAB Studie: 11 Jahresuntersuchung

R Roth 1, V Schiretz 1, M Hummel 2, A Ziegler 3
  • 1Universität Graz, Graz, Österreich
  • 2Institut für Diabetesforschung, TU München, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, München, Deutschland
  • 3Institut für Diabetesforschung, TU München, München, Deutschland

Fragestellung: Die BABYDIAB Studie ist eine Longitudinalstudie zum Typ-1-Diabetes, in der Kinder aus Familien mit erstgradig Verwandten mit Diabetes von der Geburt an über einen Zeitraum von 15 Jahren beobachtet werden. In regelmäßigen Abständen werden die Kinder auf Antikörper untersucht. Zum 5- und 11-Jahresscreening wurden auch psychologische Variable erhoben: die Angst vor der Blutabnahme (zur Antikörperbestimmung) und nach der Ergebnismitteilung (Antikörper positiv/negativ) mittels der Kurzform des STAI (Marteau & Bekker, 1992), der Locus of Control (internal, external Medizin, external Glück und Zufall), das psychische Wohlbefinden (Bradley, 1994) und das Copingverhalten (Rathner & Zangerle,1996). Wesentliche Fragestellung war, ob sich in den Jahren zwischen dem 5- und 11- Jahres Screening Veränderungen im Antikörperstatus der Kinder ergeben und wie die Eltern dies verarbeiten.

Methodik: Es lagen insgesamt Fragebögen von 285 Eltern vor (mittleres Alter der Mütter 42,31, der Väter 44,31 Jahre), deren Kinder am 11 Jahres BABYDIAB Follow-Up teilnahmen. Einige Kinder wiesen bereits vorher diabetesspezifische Antikörper auf. Die Daten wurden mehrheitlich varianzanalytisch verrechnet.

Ergebnisse: Vor der Blutabnahme war die Angst hoch und nahm nach der Befundmitteilung ab. In Abhängigkeit vom Antikörperstatus zeigten Eltern von Antikörper positiven Kindern, einen stärkeren Angstanstieg, aber auch 26% der Eltern von Antikörper negativen Kindern reagierten mit erhöhter Angst. Vor der Blutuntersuchung wurde häufiger Problemlösen als Copingstrategie angegeben als Ablenkung, Problemlösen nahm nach der Befundmitteilung ab. Eltern von antikörperpositiven Kindern gaben mehr Copingbemühungen an, als Eltern von Antikörper negativen Kindern. Generell berichteten die Eltern von mehr positivem Wohlbefinden und positiver Energie als von Depression und Angst. Die Kontrollüberzeugungen in Hinblick auf die Entwicklung einer Diabeteserkrankung waren internal ausgeprägt, die Eltern glaubten, selbst etwas zur Verhinderung beitragen zu können. An Glück und Zufall wurde kaum geglaubt, die Überzeugung, dass die Medizin etwas bewirken kann liegt dazwischen. Zwischen dem 5 und 11 Jahres Screening konnten keine Unterschiede in der Angst, in Abhängigkeit vom Geschlecht der Eltern, dem Antikörperstatus oder dem Zeitpunkt festgestellt werden.

Schlussfolgerung: Die Angst vor der Blutabnahme zur Feststellung der Antikörper steigt jedes Mal stark an, sie scheint nicht zu habituieren, wie der Vergleich zwischen dem 5- und 11-Jahresscreening zeigt. Als Reaktion auf die Befundmitteilung steigt zwar die Angst im Mittel bei Eltern von Antikörper positiven Kindern stärker an als bei Antikörper negativen, paradoxerweise bleibt sie aber bei etwa 50% der Eltern von Antikörper positiven Kinder gleich und steigt bei 26% von Antikörper negativen Kindern an. Insgesamt scheint das Wohlbefinden der Eltern aber positiv zu sein.