Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A93
DOI: 10.1055/s-2008-1076240

Assoziation zwischen erhöhter Nüchternglucose und subklinischer Atherosklerose der Koronargefäße – Ergebnisse der Heinz Nixdorf Recall Studie

S Moebus 1, A Stang 2, S Möhlenkamp 3, U Slomiany 1, M Bauer 3, M Bröcker-Preuss 4, R Erbel 3, K Mann 4 KH Jöckel 1, für die Heinz Nixdorf Recall Studiengruppe
  • 1Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Essen, Deutschland
  • 2Universität Halle/Wittenberg, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Halle, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Klinik für Kardiologie, Westdeutsches Herzzentrum Essen Epidemiologie, Essen, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Klinik für Endokrinologie, Zentrallabor Bereich Forschung und Lehre, Essen, Deutschland

Fragestellung: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind häufig schon bei Erstdiagnose eines Diabetes mellitus Typ 2 präsent. Zudem zeigen prospektive Studien, dass bereits eine erhöhte Nüchternglucose im prä-diabetischen Bereich (Impaired Fasting Glucose, IFG) ein unabhängiger Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit (KHK) ist. Inwieweit Zeichen einer subklinischen Atherosklerose bei Personen mit IFG feststellbar sind, ist bislang nicht geklärt. Ziel dieser Analyse ist es, den Zusammenhang von IFG und subklinischer Koronarsklerose bei Männern und Frauen zu untersuchen.

Methodik: Die Daten stammen aus der Basisuntersuchung der Heinz Nixdorf Recall Studie, einer populationsbasierten, prospektiven Kohortenstudie im Ruhrgebiet, die seit Dezember 2000 durchgeführt wird. Einbezogen in die Analysen wurden 2184 Probanden (Alter 45–75 Jahre) ohne bekannte KHK bzw. bekannten oder unbekannten Diabetes mellitus, einer normalen Nüchternglucose (NFG: <6,1mmol/L) bzw. einer IFG (>=6,1-<7,0mmol/L). Koronarkalk (CAC) wurde mit Elektronenstrahltomographie, Risikofaktoren durch umfangreiche, standardisierte Messungen und Interviews erhoben. Um den Einfluss von Risikofaktoren abzuschätzen, wurden bivariate Analysen durch multiple logistische (CAC >0) und ordinale Regressionsmodelle (Proportional Odds Model, POM, Kategorien CAC 0–10, 10–100, 100–400, >400) kontrolliert für Alter, Rauchen, Übergewicht, Blutdruck, Gesamt- und HDL-Cholesterin ergänzt. Alle Analysen wurden nach Geschlecht getrennt ausgewertet.

Ergebnisse: 633 (29%) der in die Analyse eingeschlossenen Probanden wiesen eine IFG auf, davon waren häufiger Männer als Frauen betroffen (37,2% respektive 22,3%). Probanden mit IFG beiderlei Geschlechts waren eher älter, wiesen häufiger Übergewicht, einen erhöhten Hüftumfang sowie Bluthochdruck auf. Rauchen, Dyslipidämie und Medikamenteneinnahme fielen dagegen in bezug auf Geschlecht und Glucosestatus unterschiedlich aus. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen zeigten ein erhöhtes krudes Odds Ratio (OR) bei Männern von 1,9 (95%-CI 1,3–2,7), für das Vorhandensein von Kalk (CAC >0), das auch im volladjustierten Modell erhöht blieb (OR 1,6; 1,1–2,4), während bei Frauen das krude und adjustierte OR für das Vorhandensein von Kalk insgesamt niedriger lag (1,6; 1,2–2,2 resp. 1,3; 0,9–1,7). Andererseits änderte sich das OR bei den Frauen im POM nicht wesentlich, während bei den Männern keine Assoziation mehr zwischen Höhe der koronaren Verkalkung und IFG erkennbar war (adjustiertes OR 1,1; 0,8–1,4).

Schlussfolgerungen: Erstmals konnten wir Assoziationen zwischen abnormalen Nüchternglucosewerten im prä-diabetischen Bereich und subklinischer Koronarsklerose in einer populationsbezogenen Stichprobe ohne koronare Herzerkrankung zeigen. Deutliche Geschlechts- und Altersunterschiede waren erkennbar. Die gezeigten Assoziationen ließen sich nicht mehr nachweisen, wenn die empfohlenen niedrigeren Grenzwerte der ADA für IFG (5,6–6,9mmol/L) herangezogen wurden.