Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A107
DOI: 10.1055/s-2008-1076254

Langzeitprognose für die Häufigkeit der Diabeteserkrankung in Deutschland

P Heinke 1, P Augstein 1, E Salzsieder 1
  • 1Institut für Diabetes Karlsburg, Karlsburg, Deutschland

Fragestellung: Mittels eines neuartigen Prognosemodellansatzes sollte untersucht werden, ob sich die Entwicklung der Diabeteshäufigkeit in Deutschland besser als bisher beschreiben lässt und ob daraus gesicherte Vorhersagen für künftige Entwicklungen abgeleitet werden können.

Methodik: Die derzeitigen Angaben zur Diabeteshäufigkeit in Deutschland variieren zwischen 4 und 8 Millionen und sind damit kaum in der Lage, eine ausreichend zuverlässige Darstellung der tatsächlichen epidemiologischen Ist-Situation zu liefern und daraus mit ausreichender Sicherheit Schlussfolgerungen z.B. für die Planung präventiver Maßnahmen abzuleiten. Im Institut für Diabetes Karlsburg wurde von uns daher auf der Grundlage des bevölkerungsbezogenen Diabetesregisters der ehemaligen DDR ein Modell zur prognostischen Schätzung der Diabeteshäufigkeit in Deutschland entwickelt und validiert. Es besteht aus drei Kompartimenten: Nichtdiabetiker, insulin- und nichtinsulinbehandelte Diabetiker. Für alle drei Gruppen sind als Verweildauer ihre Überlebenskurven in das Prognosemodell integriert worden, wobei die Diabetiker im Vergleich zu den Nichtdiabetikern mit einer verminderten Lebenserwartung eingehen. Die Anpassung des Modells erfolgt anhand von Stichprobenanalysen sowie jeweils den jährlich neuesten Zahlen zu Bevölkerungsstruktur, Neugeborenenzahlen und Lebenserwartungen der statistischen Bundesämter.

Ergebnisse: Mit diesem Modellansatz wurden, ausgehend vom Jahr 1989 folgende Diabetikerzahlen für Deutschland prognostiziert: 1989: 3,580 Millionen, 2005: 5,634 Millionen. und 2020: 7,010 Millionen Diabetiker. Das entspricht einer Erhöhung der Prävalenz von 4,19% im Jahr 1989 auf 7,31% im Jahr 2020. Der weibliche Bestand an Diabetikern steigt im Vergleich zum Jahr 2005 um 17,6%, der männliche um 33,4%. Dieses ist vor allem bedingt durch die Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Berücksichtigt wurde im Modellansatz auch der Einfluss der Verlängerung der Lebenserwartung der Diabetiker infolge einer verbesserten Behandlung.

Schlussfolgerung: Das erarbeitete und getestete Prognosemodell erlaubt erstmalig in Deutschland eine valide Vorhersage epidemiologischer Daten sowie quantitative Aussagen zu qualitätsverbessernden Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Diabeteshäufigkeit.