Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A108
DOI: 10.1055/s-2008-1076255

Auswirkungen einer DMP-Registrierung auf den 12-Monats-Krankheitsverlauf bei Patienten mit Typ-2-Diabetes: Ergebnisse der DETECT Studie

L Pieper 1, E Huppertz 1, J Klotsche 1, T Eichler 1, D Pittrow 2, E Stridde 1, HU Wittchen 1
  • 1Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Dresden, Deutschland
  • 2Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Pharmakologie, Dresden, Deutschland

Hintergrund: Disease Management Programme (DMP) sollen die Versorgung chronisch kranker Patienten verbessern und die an der Versorgung beteiligten Einrichtungen stärker miteinander vernetzen. Für den Typ-2-Diabetes (T2D) wurden 2003 bundesweit DMPs eingeführt.

Fragestellung: Wie hoch ist der Anteil DMP-registrierter T2D-Patienten im Jahr 2003 in der primärärztlichen Versorgung? Unterscheiden sich registrierte und nicht registrierte Diabetespatienten hinsichtlich Alter, Erkrankungsdauer, Stoffwechseleinstellung, Folgeerkrankungen oder antidiabetischer Therapie voneinander? Wie wirkt sich eine DMP-Registrierung auf die Stoffwechseleinstellung, die Therapie und die Prävalenz von Folgeerkrankungen nach 12 Monaten aus?

Methode: Zur Beantwortung der Fragestellung wurden Daten von 860 Typ-2-Diabetes Patienten aus dem Längsschnitt-Teil der DETECT Studie (www.detect-studie.de) herangezogen. Diese Patienten wurden 2003 standardisiert (Arzt- und Patientenfragebogen, Laboruntersuchung) dokumentiert und nach 12-Monaten nachuntersucht. Der Arztfragebogen enthielt jeweils Diagnosen, Angaben zur DMP-Registrierung und zur Therapie. Standardisierte Laboruntersuchungen lieferten Daten zur Stoffwechseleinstellung. Häufigkeits-Unterschiede wurden über Odds Ratios (ORs) mit 95% Konfidenzintervallen (KI(95%)) mittels logistischer Regression berechnet, adjustiert wurde nach Alter und Geschlecht.

Ergebnisse: 2003 (Baseline-Untersuchung) waren 37,4% der T2D-Patienten in einem DMP registriert. Zu diesem Zeitpunkt unterschieden sich diese Patienten nur im Hinblick auf mikrovaskuläre Erkrankungen von den nicht registrierten Patienten. Sie hatten häufiger eine Neuropathie (OR:1.8; KI(95%): 1.3–2.6) sowie seltener eine Nephropathie (OR: 0.5; 95% KI: 0.3–1.0). Alter, Erkrankungsdauer, Stoffwechseleinstellung, makrovaskuläre Komplikationen oder antidiabetischer Therapie zeigten keine signifikanten Unterschiede. Beim 12-Monats Follow-up fanden sich in der Dokumentation der 2003 DMP-registrierten T2D-Patienten häufiger kardiovaskuläre Erkrankungen (OR:2.6 KI(95%):1.5–4.4). Die Patienten wurden häufiger mit Insulin (OR:2.0; KI(95%): 1.1–3.6), einer Kombinationstherapie aus Insulin und oralen Antidiabetika (OR: 2.3; KI(95%) 1.2–4.3) sowie mittels Diät und Bewegungsmaßnahmen (OR: 2.0; KI(95%) 1.0–3.8) behandelt.

Schlussfolgerungen: In den ersten 12 Monaten der DETECT-Längsschnitt-Studie zeigte sich bei den T2D-Patienten mit DMP-Registrierung eine Intensivierung der antidiabetischen Behandlung. Auffällig ist, dass nach 12 Monaten vermehrt makrovaskuläre Erkrankungen dokumentiert werden. Eine Verbesserung der Stoffwechseleinstellung zeigte die Patientenkohorte in den ersten 12 Monaten nicht. Weiterführende Erkenntnisse werden von den Daten der kürzlich abgeschlossenen 4-jährigen Nachuntersuchung der Studien-Kohorte erwartet.

*Förderung: unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe