Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A123
DOI: 10.1055/s-2008-1076270

Reduktion der IL-6 und TNF-alpha Expression in viszeralem Fettgewebe adipöser Patienten nach Inkubation mit Erythropoese stimulierendem Faktor (ESF)

C Langenbuch 1, K Möller 2, D Bieschke 1, A Wieczorek 1, G Deuretzbacher 3, T Strate 4, DE Müller-Wiefel 2, P Algenstaedt 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, III. Med. Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Nephrologie, Hamburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland

Fragestellung: Bei der Entstehung der Atherosklerose wird der Inflammation eine bedeutende Rolle zugesprochen. Verschiedene Zytokine, vor allem IL-6 und TNF-alpha, werden dabei vermehrt exprimiert. Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz besteht ein deutlich erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Patienten, die routinemäßig bei renaler Anämie mit ESF behandelt wurden, wiesen bei erhöhten Adiponektinspiegeln ein erniedrigtes kardiovaskuläres Risiko auf. Neben Verbesserung der Mikrozirkulation scheint ESF direkte antiatherosklerotische Eigenschaften z.B. durch Reduktion der Inflammation zu besitzen. Ziel dieser Arbeit war es, anhand viszeraler Fettgewebsproben von normal- und übergewichtigen Erwachsenen, den Einfluss von ESF auf die Expression der inflammatorischen Adipozytokine IL-6 und TNF-alpha zu untersuchen.

Methodik: Intraoperativ wurde viszerales Fettgewebe von normalgewichtigen (n=8, mittlerer BMI 22,91±1,37kg/m2) und übergewichtigen (n=11, mittlerer BMI 31,39±8,45kg/m2) Patienten im Rahmen eines chirurgischen Eingriffes entnommen. Das Gewebe wurde insgesamt 72 Stunden in Kultur gehalten und entweder als Kontrolle unbehandelt belassen oder für 24h, 48h bzw. 72h mit 10IE ESF/ml Kulturmedium inkubiert. Anschließend wurde die mRNA nach Standardprotokoll isoliert. Nach Umschreibung in cDNA wurde eine relative Quantifizierung mittels Real-Time PCR mit spezifischen Primern für IL-6 und TNF-alpha durchgeführt. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Wilcoxontest.

Ergebnisse: Die mRNA-Expression für IL-6 sinkt im viszeralen Fettgewebe übergewichtiger Patienten (BMI >25kg/m2) um 50% nach 24h (*p=0,046), um 59% nach 48h (p=0,055) und um 80% nach 72h (*p=0,028) ESF-Inkubation im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle, ebenso die TNF-alpha mRNA-Expression um 45% nach 24h (p=0,074), um 52% nach 48h (*p=0,050) und um 44% nach 72h (*p=0,050). Im Fettgewebe normalgewichtiger Patienten (BMI>25kg/m2) ergaben sich für IL-6 und TNF-alpha keine signifikanten Veränderungen der mRNA-Expression nach ESF-Inkubation.

Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass die ESF Stimulation humaner Fettgewebsproben einen inhibierenden Effekt auf die mRNA-Expression der inflammatorischen Adipozytokine IL-6 und TNF-alpha ausüben kann. Die Reduktion der Expression dieser inflammatorischen Adipozytokine kann Hinweis auf eine antiinflammatorische Wirkung von ESF sein. Diese Daten lassen erstmalig vermuten, dass ESF über Verbesserung der Mikrozirkulation hinaus durch Reduktion inflammatorischer Adipozytokine auch ein antiatherogener Effekt zugesprochen werden könnte.