Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A144
DOI: 10.1055/s-2008-1076291

Postprandiale Regulation der Microzirkulation bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus

S Nandrean 1, A Stirban 1, A Pop 1, M Negrean 1, D Tschöpe 1
  • 1Herz- und Diabeteszentrum NRW, Ruhr- Universität Bochum, Diabetesklinik, Bad Oeynhausen, Deutschland

Fragestellung: Mikrozirkulationsstörungen bilden die Grundlage der Diabeteskomplikationen und insbesondere die postprandiale Regulation scheint eine bedeutende Rolle zu spielen. Hierfür belegen zahlreiche Daten eine Gefäßdysfunktion (GD) der oberflächlichen Hautmikrozirkulation (bis 2mm), jedoch ist sehr wenig über die Regulation der tieferen Mikrozirkulation bekannt. Ziel unserer Studie war die postprandiale Regulation der Mikrozirkulation im oberflächlichen (2mm) und tiefen Bereich (8mm) der Haut und Unterhaut zu untersuchen.

Methodik: Untersucht wurden 24 Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) (Alter: 56±8,7 Jahre, Diabetesdauer: 9,5±6,9 Jahre, BMI: 31,8±4,2kg/m2, HbA1c: 6,9±0,8%). Die Untersuchungen fanden nüchtern (N), sowie 2, 4 und 6 Stunden nach einer fettreichen Mahlzeit statt (59% Fett, 594kcal). Gemessen wurde zu jedem Zeitpunkt Mittels Laser Doppler (LEA Medizintechnik GmbH, Gießen) der Blutfluss (BF) am Handrücken in 2 und 8mm Tiefe in Ruhe (R), sowie nach einer 4,5- minütigen suprasystolischen Stauung (S) des Unterarmes. Die reaktive Hyperämie (RH) wurde als BF-Quotient (S:R) definiert. Der BF wird in arbitrary units (AU), die Werte als Mittelwert±Standardabweichung dargestellt.

Ergebnisse: BF in 2mm Tiefe: (1) vor der Stauung: 23±19 AU (N), 32±20* (2h), 33±18* AU (4h), 27±17 AU (6); (2) nach der Stauung: 86±32 AU (N), 101±36* AU (2h), 101±39 AU (4h), 95±40 AU (6h). Die entsprechende RH war: 5,0±2,5 (N), 4,4±2,9 (2h), 3,7±1,9* (4h), 4,5±2,5 (6h). BF in 8mm Tiefe: (1) vor der Stauung: 175±90 AU (N), 203±85 AU (2h), 228±103* AU (4h), 187±83 AU (6h); (2) nach der Stauung: 377±84 AU (N), 409±70 AU (2h), 404±87 AU (4h), 391±58 AU (6h). Die RH war: 2,5±1,0 (N), 2,4±1,1 (2h), 2,1±0,8* (4h), 2,5±1,0 (6h) (*p<0,05 vs. N).

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen: Gemeinsamkeiten in 2 und 8mm: (1) ein signifikanter Anstieg des postprandialen BF (Vasodilatation) wurde nach 4h in Ruhe festgestellt. Nach 4h war (2) der BF nach Stauung nichtsignifikant erhöht und (3) die RH signifikant gesenkt. Das letztere Ergebnis ist jedoch eher der postprandialen Vasodilatation in Ruhe zuzuschreiben und nicht gänzlich als Gefäßdysfunktion zu deuten. Dies relativiert die Bedeutung der RH als alleiniger Parameter der Gefäßdysfunktion.

Unterschiede in 2 und 8mm waren: (a) ein höherer BF in Ruhe in 8mm (Faktor >3 vs. 2mm), (b) eine Vasodilatation die in 2mm bereits nach 2 Stunden sowohl in Ruhe, als auch nach Stauung signifikant war.

Unsere Daten zeigen eine ausgeprägte Vasodilatation bereits 2h postprandial in 2mm aber nicht in 8mm. Eine postprandiale Hyperämie begleitet von Hyperglykämie und Hyperlipämie könnte die oberflächlichen Hautstrukturen belasten. Die Relevanz dieser Unterschiede für die Entstehung diabetesspezifischer Komplikationen bedarf jedoch weiterer Untersuchungen.