Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A165
DOI: 10.1055/s-2008-1076312

Veränderungen in der Lebensqualität und in der allgemeinen Ängstlichkeit bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes nach erlebnispädagogischen Ferienfreizeiten

B Bartus 1, A Föhl 2, S Weidemeyer 3, M Herrmann 4, A Voll 5, U Zieher 6, A Kühnle 7, U Zezulak 8
  • 1Klinikum Stuttgart, Olgahospital Päd. 2, Stuttgart, Deutschland
  • 2Klinikum Memmingen, Kinderklinik, Memmingen, Deutschland
  • 3Klinikverbund Südwest, Klinikum Sindelfingen-Böblingen, Böblingen, Deutschland
  • 4Kinderarztpraxis Herrmann, Waldshut-Tiengen, Deutschland
  • 5Diabetologische Schwerpunktpraxis, Traunstein, Deutschland
  • 6Diabetologische Schwerpunktpraxis, Marktheidenfeld, Deutschland
  • 7Hegau-Bodensee-Klinikum-Radolfzell, Diabeteszentrum, Radolfzell, Deutschland
  • 8DRK Kinderklinik Siegen, Siegen, Deutschland

Einleitung: Die Ferienfreizeiten am Bodensee für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes (gefördert von LifeScan Deutschland) zeichnen sich durch ein strukturiertes erlebnispädagogisches Konzept aus, verfügen über pädiatrisch-diabetologisch qualifiziertes Betreuungspersonal (Diabetologen DDG, Diabetesberaterinnen DDG, Kinderkrankenschwester) und werden seit 2003 kontinuierlich in ihrer Qualität evaluiert. Neben dem hohen Freizeit- und Erlebniswert stellen sie auch informelle Lernsituation dar, die den Erwerb von Wissen über die Diabetesbehandlung erleichtern und den Kontakt mit Gleichaltrigen fördern. Ob und in welchem Ausmaß auch psychosoziale Parameter wie die allgemeine Ängstlichkeit und die Lebensqualität durch die Teilnahme an den Freizeiten beeinflusst werden, ist in einer retrospektiven Analyse der 8 bisherigen Ferienfreizeiten untersucht worden.

Fragestellung: Gibt es bei den Kindern Unterschiede in der Ausprägung der allgemeinen Ängstlichkeit vor und nach Teilnahme an einer Ferienfreizeit? Können sich kurzfristige Änderungen in der Lebensqualität der Kinder nach einer Ferienfreizeit ergeben und stehen sie in Zusammenhang mit diabetesbezogenen Variablen?

Methodik: Die Untersuchung erfolgte im Prä-Post-Design. Die Teilnehmer erhielten vor und nach den Freizeiten einen Fragebogen zur Erfassung ihrer allgemeinen Ängstlichkeit (KAT: Kinder-Angst-Test) und eine Skala aus dem Fragebogen zur differenzierten Erfassung der Lebensqualität von Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes (SEL-KJ).

Ergebnisse: In den letzten fünf Jahren haben 206 Kinder und Jugendliche mit einem Typ-1-Diabetes (110 Jungen) an den 1-wöchigen Ferienfreizeiten teilgenommen. Das mittlere Alter war 11,4±1,4 Jahre, die Diabetesdauer betrug 3,3±3,1 Jahre, das HbA1c (aus den Arztbriefen) lag bei 7,4±1,1%. Die Diabetesbehandlung erfolgte bei 74,8% mit einer ICT (25,2% CSII) und 33% hatten Insulinanaloga. Die Grundschule besuchten 19,4%, Hauptschule 22,3%, Realschule 24,8%, Gymnasium 29,1%, die restlichen 4,6% Gesamt- oder Förderschule. Die Werte der Lebensqualität stiegen leicht signifikant von 3,1±0,5 zu Beginn auf 3,3±0,6 am Ende der Freizeiten an (p<0.05). Die Angstwerte sanken ebenfalls signifikant von 5,0±3,4 auf 3,7±3,3 zum Ende der Freizeiten (p<0.001).

Schlussfolgerung: Die Teilnahme an den Ferienfreizeiten ging mit deutlichen Effekten auf psychosoziale Faktoren einher: Die allgemeine Ängstlichkeit der Kinder nahm ab und ihre aktuelle Lebensqualität stieg an. Damit zeigt sich, dass strukturierte und diabetologisch betreute Ferienfreizeiten auch zur psychosozialen Stabilisierung und zur Förderung der Lebensqualität beitragen können.