Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A166
DOI: 10.1055/s-2008-1076313

Motorische Leistungsfähigkeit und Adipositas bei Vorschulkindern

C Ziegler 1, B Aschemeier 1, A Tewes 2, E Marquardt 1, E Sadeghian 1, K Lange 3, T Danne 1
  • 1Kinderkrankenhaus auf der Bult, Diabetes- und Endokrinologiezentrum, Hannover, Deutschland
  • 2Niedersächsisches Landeskrankenhaus Lüneburg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Lüneburg, Deutschland
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Deutschland

Zielsetzung: In einer zweijährigen randomisierten kontrollierten Studie zur Primärprävention von Adipositas im Kindergartenalter wird die Effektivität regelmäßiger körperlicher Aktivität untersucht. In einem ersten Auswertungsschritt wird die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder bei Studienbeginn mit altersentsprechenden Normdaten aus dem Jahr 1987 (MOT 4–6) verglichen sowie der Zusammenhang zwischen Körpergewicht und motorischer Leistungsfähigkeit zwei Jahre vor Schuleintritt untersucht (Folgeuntersuchungen nach 12 und 24 Monaten).

Methode: Bei 824 Kindern aus 33 niedersächsischen Kindergärten wurde u.a. die motorische Leistungsfähigkeit (Gesamtkörperliche Gewandtheit und Koordinationsfähigkeit, feinmotorische Geschicklichkeit, Gleichgewichtsvermögen, Reaktionsfähigkeit, Sprungkraft, Bewegungsgeschwindigkeit und Bewegungssteuerung) durch insgesamt 18 Übungen (MOT 4–6, Zimmer, Volkamer, 1987) sowie der BMI erfasst. Als Referenzgruppe dient die Normierungsstichprobe aus dem Testmanual des MOT 4–6.

Ergebnisse: Von 648 Kindern (78,64%) liegen vollständige Daten zur motorischen Leistungsfähigkeit vor. Der mittlere Summenwert der initial durchschnittlich 4,69±0,38 Jahre alten Kinder im MOT 4–6 beträgt 16,24±4,75 (Spanne des Tests: 0–34 Punkte). Mädchen zeigen in 3 von 7 Skalen eine größere motorische Leistungsfähigkeit als Jungen (p<.05). Jungen erzielen in einer Skala höhere Werte (p<.05). Der Gesamtsummenscore unterscheidet sich jedoch nicht zwischen den Geschlechtern (p>.10). Kinder mit Migrationhintergrund weisen niedrigere Werte auf als Kinder deutscher Herkunft (15,28±4,95 vs. 16,36±4,66) (p<.05). Entsprechend der Klassifizierung des MOT 4–6 liegen bei 11,6% der Kinder Defizite in der motorischen Entwicklung vor. Verglichen mit den altersspezifischen Normen des MOT 4–6 ergibt sich bei den 4 bis 4.5Jährigen eine signifikant bessere Leistung (13,1±5,1 vs. 14,32±4,41) (p<.05). Die älteren Kinder der Studie unterscheiden sich nicht von den entsprechenden Altersnormen. Der BMI der Kinder korreliert mit ihrer motorischen Leistungsfähigkeit (rho=-.06, p<.05). Die mittleren Werte für normalgewichtige Kinder (16,28±4,77) verglichen mit adipösen Kindern (13,41±4,61) unterscheiden sich signifikant.

Schlussfolgerung: Die Daten des MOT 4–6 zeigen keine Verschlechterung der fein- und grobmotorischen Leistungen der Kinder im Vergleich zur entsprechenden Normstichprobe, die vor 20 Jahren erhoben wurde. Die motorische Leistungsfähigkeit ist bei Kindern mit Migrationshintergrund geringer ausgeprägt als bei Kindern mit Eltern deutscher Herkunft. Bereits zwei Jahre vor Schuleintritt zeigt sich ein Zusammenhang zwischen BMI und motorischer Leistungsfähigkeit – d.h. frühe Entwicklungsdefizite stehen im Zusammenhang mit Übergewicht. Die Studie wird zeigen, ob diese Defizite durch regelmäßige Bewegung aufgefangen werden können.

*Mit Unterstützung des BKK-Landesverbandes Niedersachsen/Bremen und des Nationalen Aktionsforums Diabetes mellitus (NAFDM)