Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A167
DOI: 10.1055/s-2008-1076314

Effekte der stationären Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1– eine multizentrische DPV-Wiss-Analyse

R Stachow 1, S Koch 2, C Fröhlich 3, R Schiel 4, T Hermann 5, R Holl 6
  • 1Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche, Westerland, Deutschland
  • 2Fachklinik Gaißach, Gaißach, Deutschland
  • 3Kinderrehaklinik am Nicolausholz, Bad Kösen, Deutschland
  • 4Inselkinik Heringsdorf, Heringsorf, Deutschland
  • 5Hochgebirgsklinik Mittelberg, Oy-Mittelberg, Deutschland
  • 6Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm, Deutschland

Fragestellung: Die stationäre Rehabilitation ist ein kostspieliger, optionaler Baustein in der Langzeitbetreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes. Welche Effektivität haben solche Maßnahmen in Bezug auf das Behandlungsmanagement und das Risiko für diabetische Folgeerkrankungen?

Methode: In der Datenbank der DPV-Wiss-Initiative sind rund 30.000 Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 erfasst. Bei 3236 Patienten wurde seit 1996 eine stationäre Rehabilitation in einer der fünf teilnehmenden Rehabilitationskliniken dokumentiert. Von 896 Patienten lagen Daten aus ambulanten Zentren für den Verlauf 3–15 Monate nach der Rehabilitation vor. Im Mittel betrug die Katamnesedauer 0,7 Jahre (SD 0,0068). Die Daten der Katamnese wurden mit den Befunden bei Beginn der Rehabilitation verglichen (Mittelwerte und unterstes/oberstes Quartil) sowie statistisch analysiert (Wilcoxon: Signed Rank Test).

Ergebnisse: Bei Beginn der Rehabilitation lag das mittlere Alter bei 13,2 (8,2/14,7) Jahren, die Diabetesdauer betrug 4,5 (1,5/6,3) Jahre, 55% der Patienten waren männlich. Im Vergleich zum Rehabeginn hatten sich zum Katamnesezeitpunkt folgende Parameter signifikant (p<0,0001) verändert: HbA1c (8,36% vs. 8,02%), BMI-SDS (0,36 vs. 0,49), Anzahl tägl. Injektionen (4,57 vs. 4,95), Anteil kurz wirksamer Analoginsuline (0,25 vs. 0,33), Anteil langwirksamer Analoginsuline (20% vs. 28%), Cholesterin (187 vs. 173mg/dl), systol. RR (112 vs. 114mm Hg), diastol. RR (70 vs. 68mmHg), Anzahl der BZ-Selbstkontrollen/Woche (34,2 vs. 37,4). Nicht verändert hatten sich die Insulindosis/kg, die Triglyceride sowie die Raten der Dyslipidämie, der Hypertension, der Retinopathie und der Microalbuminurie. Bei der Untersuchung nach Altersunterschieden war besonders auffällig, dass in der Gruppe der Vorschulkinder sich der Anteil der Pumpenbehandlungen mehr als verdoppelte (8% vs. 20%: p<0,0001), und in der Gruppe der Jugendlichen die Verbesserung des HbA1c (8,95% vs. 8,50%: p<0,0001) und des Gesamtcholesterins (189 vs. 175mg/dl) besonders deutlich war.

Zusammenfassung: Für 27% der rehabilitierten Patenten lagen poststationäre Angaben in der Datenbank vor. Für diese zeigte sich eine deutliche Verbesserung von Stoffwechselparametern wie HbA1c und Cholesterin sowie eine gestiegene Therapieintensität gemessen an der Anzahl täglicher Injektionen sowie des Anteils von Pumpentherapien. Damit einher ging ein Anstieg der Blutzuckerselbstkontrollen. Der gestiegene BMI-SDS dürfte mit der Stoffwechselverbesserung erklärbar sein. Unsere Daten weisen daraufhin, welche positiven Effekte eine stationäre Rehabilitation bei Kindern und Jugendlichen haben kann.