Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A171
DOI: 10.1055/s-2008-1076318

Telefonische Datenerfassung kann bei Nachuntersuchung eine vergleichbare Datenqualität bei Evaluation einer Schulungsintervention bringen – eine Querschnittsanalyse von Mitgliedseinrichtungen der AKD* der Jahre 2005–2007 ein Jahr nach absolviertem strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogramm

C Kloos 1, A Sämann 1, N Müller 1 UA Müller 1, für die *Arbeitsgemeinschaft Klinische Diabetologie der DDG
  • 1Universität Jena, Jena, Deutschland

Fragestellung: Kliniken und Einrichtungen mit großem Einzugsgebiet ihrer Patienten haben Schwierigkeiten zur Evaluation ihrer Intervention durch ein strukturiertes Schulungs- und Behandlungsprogramms (SSBP), eine selektionsfreie Stichprobe ihrer behandelten Patienten zur Nachuntersuchung einzuladen. Aus diesem Grund wurde in der AKD erlaubt bis 2005 30%, ab 2006 50% der Patienten auch telefonisch zu evaluieren. Wir untersuchten, ob Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (DM2), die telefonisch nachuntersucht wurden, sich von denjenigen unterschieden, die persönlich nachuntersucht wurden.

Methode: 535 (32,9%) von 1626 Datensätzen von 24 AKD-Kliniken, die von 2005 bis 2007 eine Stichprobe von mindestens 60 konsekutiv geschulten Pat. mit DM2 nach 12–15 Monaten nachuntersucht hatten konnten zur Fragestellung herangezogen werden. N=112(20,1%) waren als telefonisch nachuntersucht (TNU) verschlüsselt. Sie wurden mit den persönlich nachuntersuchten Patienten (PNU (n=423(79,1%)) verglichen. Alle Patienten hatten an einem überwiegend stationär durchgeführten SSBP teilgenommen.

Ergebnisse: TNU und PNU wiesen ein vergleichbares Alter (60,5 vs. 59,5J) und Diabetesdauer (11,0 vs. 11,3J) auf. Sie unterscheiden sich bei Schulung (S) und Nachuntersuchung (NU) nicht für BMI (S: 31,8 vs. 32,1; NU 32,2 vs. 32,2kg/m2), HbA1c (S: 8,33 vs. 8,08%; NU 7,78 vs. 7,56%), Insulindosis (S: 54,1 vs. 51,6 IE; NU: 54,5 vs. 58,7IE), Insulinbedarf pro Kilogramm Körpergewicht (S: 0,58 vs. 0,56IE/kgKG; NU 0,61 vs. 0,58IE/kgKG). Der Blutdruck (RR), gemessen durch medizinisches Personal ist bei TNU bei S und NU deutlich niedriger (S: RR137,7/79,9 vs. 141,1/82,5mmHg, p<0,05; NU: 135,7/78,9 vs. 141,3/84,5mmHg, p<0,05), bei S ebenso der durch Patienten gemessen Blutdruck (RRp), jedoch nicht mehr zur NU (S: RRp 131,3/75,4 vs. 140,5/82,4mmHg p<0,05; NU: 133,7/81,2 vs. 136,5/80,2mmHg, n.s.).

Der Erfassungsgrad der meisten Variablen und Qualitätsindikatoren bei NU unterscheidet sich nicht (Häufigkeit nicht erfasster Datensätze bei TNU/PNU: Analoga-Verwendung: 0/2; Verwendung oraler Antidiabetika 0/0; Schwere Hypoglykämie 0/0; Ketoazidosen 1/2; Fußkomplikationen 1/2; Kreatinin (Krea) 33(29,5%)/156(36,9%)). Nur Mikroalbumine (MIA) sind deutlich weniger häufig erfasst (MIA TNU/PNU: 86(76,8%)/221(50,1%).

Schlussfolgerung: Patienten, die telefonisch nachuntersucht wurden, sind mit denjenigen vergleichbar, die sich persönlich zur Nachuntersuchung vorstellten. Im hier untersuchten Kollektiv stellen sie keine Negativauslese dar. Einzig die Erfassung von Mikroalbumin war bei dem telefonisch nachuntersuchten Kollektiv geringer. Eine sorgfältige telefonische Abfrage von Daten über Patient und behandelnden Hausarzt kann eine vergleichbare Datenqualität bieten.

*HbA1c DCCT normiert (mittlerer NB 5,05%)

n.s.=nicht signifikant